So wird die Harderstraße in Ingolstadt künftig aussehen
Eine Straße wird zum Boulevard

08.02.2023 | Stand 08.02.2023, 7:17 Uhr
−Foto: Silvester

Von Christian Silvester

Sie beginnt in der Altstadt wie eine Prachtmeile, verliert jedoch Richtung Busbahnhof sichtlich an Attraktivität: die Harderstraße in Ingolstadt. Seit zig Jahren wird über ihre Aufwertung diskutiert. Nun geht es los.

Mit der Sanierung der Versorgungsleitungen unter der Fahrbahn startet die grundlegende Neugestaltung dieses Teils der Nord-Süd-Achse. Zuerst ist der Abschnitt von Am Stein bis zum Oberen Graben an der Reihe. An diesem Mittwoch (ab 16 Uhr) befasst sich der Stadtentwicklungsausschuss damit.

Für Ingolstädter Verhältnisse fällt der Umbau der Harderstraße geradezu radikal aus. Sie wird deutlich schmaler: Von 13,50 Meter an der breitesten Stelle auf 6,50 Meter, das Mindestmaß für Bus- und Lieferverkehr. Dafür werden die Gehwege weit ausgedehnt. Das bietet auch der Außengastronomie neue Entfaltungsmöglichkeiten. Man könnte salopp von der Boulevardisierung der Harderstraße sprechen.

20 Bänke, überdachte Abstellplätze für Fahrräder (auch Lastenräder) und Ladestationen für vier E-Autos sollen ein zeitgemäß-urbanes Ambiente fördern. Das Altstadt-Beleuchtungskonzept wird in der Harderstraße fortgesetzt. 

Als Konsequenz fallen Parkplätze weg. Die Zahl soll von heute 45 auf 26 sinken. Es werden nur Längsparkplätze sein. Das bedeutet: Die Autos parken parallel zum Straßenrand. Alle Senkrechtstellplätze verschwinden. Das senkt die Risiken für Radfahrer, weil kein Autofahrer beim Ausparken mehr zurückstoßen muss.

Sicherheit und höhere Aufenthaltsqualität – das sind die Ziele, mit denen Stadtbaurätin Ulrike Wittmann-Brand auf Anfrage die Neugestaltung der Harderstraße beschreibt: „Sie soll eine wichtige Wegverbindung bleiben und gestalterisch aufgewertet werden. Der Rad- und Fußgängerverkehr wird gestärkt. Wir wollen mit diesen Maßnahmen auch das Stadtklima verbessern.“ 

Die, so Wittmann-Brand, „enorme Reduzierung der Breite“ verlangsame das Tempo der Kraftfahrzeuge und steigere damit die Sicherheit. An den Kreuzungen sollen künftig verschiedene Beläge (mit gesägtem Granit) die Aufmerksamkeit der Autofahrer für Radfahrer und Fußgänger erhöhen. Auf der Harderstraße sind täglich auch mehrere hundert Schüler unterwegs.

Die Stadtbaurätin spricht ein heikles Thema an: Für die Sanierung müssen Bäume gefällt werden. Wohl 28 Stück. „Aber nur kleinere, die nicht mehr gut gewachsen sind.“ Das habe das Gartenamt ganz genau geprüft. Kräftige Bäume, zum Beispiel die vor dem Hotel Rappensberger, bleiben stehen. 

Die Ersatzpflanzungen werden als „Grüninseln“ angelegt. Das fördere nicht nur deren Wachstum, es verbessere auch die Wasseraufnahme bei starkem Regen. Sturzbäche werden als Folge des Klimawandels immer öfter niedergehen. „Das Prinzip der Schwammstadt ist ein großes Thema.“ Das Regenwasser soll von Pflanzen gespeichert werden wie mit einem Schwamm. Auch das fällt in die Kategorie Verbesserung des Stadtklimas.

Für Sanierung und Neugestaltung dieses Abschnitts sind 3,5 Millionen Euro eingeplant. Zur Vorbereitung fand (überwiegend online) eine Bürgerbeteiligung statt. Die große Resonanz freut die Stadtbaurätin: „Es gab tolle Anregungen.“

Anders als es viele vielleicht erwartet hätten, habe der angekündigte Rückbau von fast 20 Parkplätzen „kaum Gegenwind erzeugt“, berichtet Wittmann-Brand. „Da findet ein Umdenken statt. Es wird inzwischen mehr vom Rad her gedacht.“

Sie rechnet damit, dass mit der Verengung der Harderstraße wieder ein Diskussionsklassiker Fahrt aufnimmt: „Busse raus aus der Altstadt?“ Das werde bald eh so sein. Wegen der Sanierung wird der Busverkehr ab März für mindestens zwei Jahre großräumig umgeleitet. „Das ist wie ein Reallabor“, sagt Wittmann-Brand. „In dieser Zeit werden wir sehen, wie das ohne die Busse funktioniert. “