Eine im wahrsten Sinn glühende Demonstration

Rund 400 Menschen hatten sich bei sengender Hitze zum Christopher Street Day am Theaterplatz eingefunden

13.09.2020 | Stand 15.09.2020, 12:30 Uhr
CSD3 −Foto: SCHMATLOCH

Rund 400 Menschen hatten sich bei sengender Hitze zum Christopher Street Day am Theaterplatz eingefunden

(ty) Ingolstadt ist bunt und laut – trotz der Krise. Getreu dieser Parole hatten sich heute rund 400 Menschen auf dem Theatervorplatz zum Christopher Street Day (CSD) eingefunden, um sich bei sengender Hitze ein paar politische Statements anzuhören und ihre Verbundenheit mit der Institution CSD, um trotz Corona die doch noch sehr zarte Tradition nicht abreißen zu lassen. Es ist erst das zweite Mal, dass sich Schwule, Lesben, Transsexuelle und quere Menschen in Ingolstadt zusammengefunden haben, um ein Zeichen zu setzen für ihre Anliegen und Probleme. "Es geht ganz darum, auch in Corona-Zeiten sichtbar zu bleiben", erklärt beispielsweise Manuela Häusler, Vorstandsvorsitzende des veranstaltenden Vereins Queer Ingolstadt, warum der CSD heuer trotz der Pandemie stattfindet.

Dieses Mal jedoch war die Veranstaltung selbstredend nicht so opulent besucht wie noch im vergangenen Jahr. Und es war bei den 400 Menschen schon schwer, die geltenden Abstandregelungen einzuhalten. Nicht etwa, weil der Platz zu klein gewesen wäre, sondern weil sich ob der gnadenlosen Sonne alle ein Plätzchen gesucht haben unter den wenigen Bäumen auf dem Theaterplatz. Da halfen auch die mehrfachen Durchsagen nicht viel, sich doch bitte an die Abstandsregeln zu halten. Zumal es wegen der Hygieneregeln keinen Getränkeausschank gab. Wer unter diesen Voraussetzungen ausharrte, war in der Tat aus Überzeugung gekommen .

Eröffnet wurde die bunte Demonstration, der es im Vergleich zu Vorjahr deutlich an den üblichen „Paradiesvögeln“ gebrach, von OB Christian Scharpf, der ja auch als Schirmherr der Veranstaltung fungiert. Das war im Jahr zuvor Ex-OB Christian Lösel zwar auch, aber er hatte sich auf der Veranstaltung selbst nicht blicken lassen, was ihm reichlich Kritik seiner politischen Gegner eingebracht hatte.

Immer wieder käme es auch in Deutschland zu Diskriminierung und Ausgrenzung in Beruf, Freizeit und Familie, meinte Scharpf. In anderen rund 70 Ländern sei Homosexualität noch immer strafbar, in manchen davon sogar mit der Todesstrafe bedroht. „Es gibt viele, die wegen ihrer sexuellen Orientierung ihre Heimatländer verlassen mussten und geflohen sind, Auch hier in Ingolstadt“, so Scharpf. Doch auch in Deutschland gebe es wieder mehr Vorbehalte und Hetze im Netz, rassistische Straftaten auch gegen Schwule und Lesben würden zunehmen. „Das politische Klima verändert sich. Aber wir dürfen solche Strömungen nicht hinnehmen.“ Schließlich sollte man die Unterschiede der Menschen auch in sexueller Hinsicht nicht nur akzeptieren und tolerieren, sondern als Chance begreifen.