"Eine Handtasche kann man immer brauchen"

Der "Black Friday" hat Menschen aus ganz Bayern und darüber hinaus ins Ingolstadt Village gelockt

28.11.2020 | Stand 28.11.2020, 8:21 Uhr
Black Friday im Ingolstadt Village −Foto: Schoch

Der "Black Friday" hat Menschen aus ganz Bayern und darüber hinaus ins Ingolstadt Village gelockt

Von Timo Schoch

M, N, BT, RH, BA, AIC, SOB, IN, TR, R - was sich nun liest wie ein wilder Flug über die Tastatur, sind in Wirklichkeit die Autokennzeichen auf dem Parkplatz des Ingolstädter Village. Der "Black Friday" mit besonderen Rabattaktionen hat wieder die Menschen aus ganz Bayern und darüber hinaus angezogen - auch wenn das Geschäft coronabedingt deutlich unter Vorjahresniveau lag.

8.34 Uhr. Ein weißer BMW mit Bayreuther Kennzeichen rollt auf den Parkplatz. Eine knappe halbe Stunde vor der Öffnung der Läden im Ingolstädter Village steigen Celine und Kevin aus. Beide sind modisch gekleidet. Er trägt Tommy Hilfiger, sie hat eine trendige schwarze Leggings an und schlüpft in ihren hellen Wintermantel. Beide lachen. Vorfreude. "Seit zwei Wochen haben wir den Besuch hier geplant", erzählt Kevin. Sie sind zwar häufiger im Village zu Gast, aber am Black Friday lohnt sich eine ausgiebige Shoppingtour natürlich besonders. Die sowieso schon verbilligten Waren im Village sind nochmals reduziert. Bestimmte Wünsche haben Celine und Kevin zwar nicht, aber "eine neue Winterjacke wäre schon schön", verrät Celine. Dafür sind die beiden früh aufgestanden. "Um kurz vor sieben Uhr sind wir losgefahren", erzählen sie. Alles nur, damit sie eine weitgehend leere Fußgängerzone und Läden vorfinden.

Rund 120 Einzelhändler öffneten ihre Türen am Freitag. Damit ist das Ingolstädter Village aktuell nahezu komplett belegt. Trotz Corona. Die Auswirkungen von Covid-19 sind aber überall sicht- und spürbar. Bereits am Eingang hängen Hinweistafeln über die Hygieneregeln in der Einkaufsmeile. Das Tragen der Maske ist überall Pflicht. Die Restaurants haben kurzerhand auf Takeaway umgestellt, um nicht komplett schließen zu müssen. Und auch die Polizei, das Ordnungs- und Gesundheitsamt machen laufend Kontrollen über die Einhaltung der Sicherheitsregeln.

Ein Schild mit einer großen "24" hängt am Eingang zum Laden von Michael Kors. Damit ist allerdings nicht das letzte Türchen des Adventskalenders gemeint, sondern die Höchstzahl an Personen, die sich im Inneren des Gebäudes aufhalten darf. Außen hat sich eine lange Schlange gebildet - und das bereits rund 15 Minuten nach Ladenöffnung. Die Kunden sind trotzdem geduldig, sensibel und achten auf die Einhaltung der Distanzzonen. Weit hinten in der Schlange stehen Friederike und Katharina aus München. Sie haben sich auf eine längere Wartezeit bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt eingestellt. "Eigentlich brauchen wir ja nichts", sagen sie und lachen. "Aber wir kommen trotzdem jedes Jahr beim Black Friday nach Ingolstadt und dann finden wir regelmäßig wieder etwas Neues. Eine Handtasche kann man ja immer brauchen." Und Michael Kors scheint dafür ein wahrer Magnet zu sein. Neben Nike und Rituals ist dort die Warteschlange am längsten.

Obwohl der Black Friday gut angenommen wird und sich der Parkplatz schnell füllt, rechnet Retail Director Christof Fuchs trotzdem mit der Fortsetzung eines wenig zufriedenstellenden Trends für das Ingolstädter Village: Denn bedingt durch die Coronakrise verzeichnet die Value Retail Management Germany GmbH einen Rückgang von rund 20 bis 30 Prozent der Umsätze bei den Einzelhändlern. "Nur an ganz wenigen Tagen sind wir momentan auf Vorjahresniveau", sagt Fuchs. Daran änderte auch der Black Friday nichts im Vergleich zu den Zahlen der Vorjahre. "Die Menschen sind durch Corona vorsichtiger geworden", sagt Fuchs. Ausflüge sind reduziert und Skitouren ganz gestrichen. Auf den Autos sind deshalb auch keine Dachboxen zu sehen. Viele hätten in der Vergangenheit einen Besuch beim Village mit einem Winterurlaub in den Alpen verbunden. In den verbleibenden Tagen dieses Jahres ist dies unmöglich. Generell sei jedoch der Black Friday mit besonderen Rabatten ein "vorgezogenes Weihnachtsgeschäft" und trotz Corona ein wichtiger Tag im Jahr für die Einzelhändler.

Andreas Stemmer aus Abensberg bummelt mit seiner Mutter Gaby durch das Village. Einen Mutter-Sohn-Tag ist bei den beiden ein festes Ritual einmal pro Jahr. Auch im vergangenen Jahr war Andreas Stemmer am Black Friday im Village. "Man sieht die Auswirkungen von Corona", sagt Stemmer. Gefühlt sei der Besucherandrang wie in den Vorjahren. Aber das läge vor allem daran, weil es die Warteschlangen vor den Läden gäbe, aber im Inneren deutlich weniger Leute seien. "Das ist schon bemerkenswert, dass die Menschen trotz der kalten Temperaturen so lange im Freien ausharren und warten", sagt Gaby Stemmer. Sie selbst hätten deshalb einige Läden ausgelassen, weil die Wartezeit sonst zu lang geworden wäre. Trotzdem ist die Abensbergerin voll des Lobes für die Menschen und die Betreiber. "Alle halten sich an die Abstandsregelungen und es ist wunderbar organisiert."

Für seine Mutter hat Andreas Stemmer einen Kosmetikkalender als Geschenk gekauft. Wie so viele andere auch, tragen die beiden einige Tüten mit an ihr Auto. Der Black Friday wurde wieder für Shoppingangebote genutzt - auch wenn es in diesem Jahr weniger Besucher im Village waren als in den Vorjahren.