Ein Tanz auf den üblichen Minenfeldern

Das Hearing mit vier OB-Kandidaten beim Donaukurier drehte sich letztlich um die bekannten kommunalpolitischen Themen

07.02.2020 | Stand 07.02.2020, 13:13 Uhr
Kandidaten −Foto: SCHMATLOCH

Das Hearing mit vier OB-Kandidaten beim Donaukurier drehte sich letztlich um die bekannten kommunalpolitischen Themen

(ty) Auch wenn sich die beiden Moderatoren Thorsten Stark und Stefan König nach Kräften mühten, alte Schläuche sozusagen mit neuem Wein zu füllen, so konnte auch das gefühlt hundertste OB-Kandidaten-Hearing im Veranstaltungsraum des Donaukurier kaum dazu beitragen, dem Wähler die Entscheidung leichter zu machen, wen er denn nun als künftigen OB der Stadt Ingolstadt wählen soll. Vier „aussichtsreiche“ Kandidaten hatte der DK eingeladen, neben Amtsinhaber Christian Lösel den SPD-Kandidaten Christian Scharpf, Hans Stachel von den FW und Petra Kleine von den Grünen. Und gab auch gleich eine „Wahlempfehlung“ mit auf den Weg. Denn die kleine Hanna, mit der der Donaukurier ein durchaus spaßiges Video quasi zur Einstimmung gedreht hatte, meinte frech, sie würde Lösel wählen. Weil er so nett lacht.

Das Lachen alleine wird die Wahl am 15. März indes kaum entscheiden, sondern politische Inhalte und das Vertrauen der Wähler in jenen Kandidaten, dem sie am ehesten die Lösung der Probleme zutrauen, mit denen Ingolstadt konfrontiert ist. Ob dieses Hearing diese Entscheidung der Wähler erleichtern konnte oder nur ein weiteres „Gut, dass wir darüber gesprochen haben“ blieb, ist schwer zu sagen. Vermutlich aber letzteres.

Zumal es eine gute Stunde dauern sollte, bis es nach doch recht abseitigen Themen – ob nun der OB besser bei der Gedenkfeuer der Auschwitzbefreiung aufgehoben gewesen wäre oder doch beim traditionellen Schützenevent in Brunnenreuth, ob das Aufhängen der Wahlplakate sinnvoll geregelt sei oder wieviel Unabhängigkeit städtische Referenten haben sollten – und einer diesbezüglichen Beschwerde aus dem Publikum an echte kommunale Probleme ging. Die waren selbstredend erst einmal die üblichen und hinlänglich diskutierten Minenfelder wie Stellenbesetzung Peter-Steuart-Haus, Kammerspiele und Innenstadtentwicklung.

Während Amtsinhaber Christian Lösel zusammenfasste, was in der City bereits alles passiert sei von der Sanierung der Fußgängerzone über Kongresszentrum, Restaurierung des Georgianums und Hochschulausbau bis hin zum Leerstandsprogramm, sah Christian Scharpf noch einigen Handlungsbedarf, vor allem was die Gestaltung anbelangt in Bereichen wie der Harderstraße, der Donaustraße und dem Paradeplatz. Was Lösel durchaus bejahte, aber erst nach der Fußgängerzone in Angriff nehmen will, weil sonst bei zu viel Baustellen auf einmal die Einzelhändler „in die Knie“ gehen würden. „Als allererstes müssen die Mieten runter“, meinte er. Und: „Ich bin ein Fan der Besteuerung des digitalen Handels.“ Und während Hans Stachel die alte FW-Forderung „Busse raus aus der Innenstadt“ bekräftigte und eine bessere Aufenthaltsqualität und Nutzung forderte, wollte Petra Kleine mit Plätzen, die Abkühlung versprechen, Trinkwasserbrunnen und weniger Parkplätzen die Innenstadt retten. Sicher scheint, dass in den nächsten Jahrzehnten nicht nur Handel und Gastronomie die City beleben werden, wie Lösel sagte.

Natürlich war die wirtschaftliche Monostruktur der Stadt erneut Thema, die Abhängigkeit von Audi und die Arbeitsplätze von morgen. Lösel wehrte sich gegen die Behauptung, Ingolstadt setze in diesem Punkt zu eindeutig auf das Thema Auto. „Wir wollen eine verbraucheroffene Wasserstoffregion werden. Da ist das Auto nur ein Aspekt.“ Zudem setze die Stadt auf Biotecknik, Medizintechnik und viele andere Dinge, die mit dem Auto nichts zu tun haben. „Wir wollen neue Arbeitsplätze schaffen und zugleich alte erhalten. Wir müssen komplett neue Bereiche bedienen, aber auch den Arbeitnehmern der Automobilindustrie zur Seite stehen und ihnen sagen, dass wir sie nicht im Stich lassen.“

Dass es höchste Zeit ist, „dass wir uns breiter aufstellen und neue Unternehmenszweige ansiedeln, bekräftige auch Christian Scharpf, der in diesem Zusammenhang für ein Gewerbeflächenprogramm votierte. „Die Gewerbeflächen reichen nicht annähernd aus“, befand denn auch Hans Stachel, der sich von den geplanten Handwerkerhöfen große Impulse erwartet.

Nach der obskuren Wahl in Niedersachsen war selbstredend an diesem Abend auch die AfD ein Thema, genauer gesagt die Bereitschaft der Kandidaten, mit der umstrittenen Partei zusammenzuarbeiten. „Keine Koalition mit der AfD und keine Absprachen“, gab Lösel zu Protokoll, „wir machen keine radikalen Sachen und werden versuchen, bürgerliche Mehrheiten zu bekommen.“ Dem schlossen sich die anderen Kandidaten an. Die Frage indes blieb im Raum, was denn nun passiert, wenn Wahlen beispielsweise eines Bürgermeisters oder auch nur Sachthemen von der AfD gestützte Mehrheiten bekommen. Dieses Problem dürfte – zumindest nach der Forsa-Umfrage – in der kommenden Legislaturperiode durchaus akut werden.

Der Verkehr in der Stadt, die überbeanspruchte Westliche Ringstraße, die Verstärkung des Busangebotes waren weitere Themen, die an diesem Abend angesprochen, aber natürlich nicht gelöst werden konnten. Aber wie heißt es so schön. Gut, dass wir darüber gesprochen haben.“