Karlshuld
Ein Seniorenheim auf dem Bauernhof

Nadine Angermeier plant in Karlshuld die Generationen zusammenzubringen

05.01.2022 | Stand 05.01.2022, 7:25 Uhr

Große Pläne, um den Hof in Karlshuld zukunftsfähig zu machen und gleichzeitig etwas für die Gesellschaft zu tun, hat Nadine Angermeier. Fotos: Hanne/Haßfurter

Von Karen Hanne

Ein Pflegeheim auf einem Bauernhof: Was zunächst ungewöhnlich klingt, birgt laut Nadine Angermeier viele Vorteile. Sie will genau so eine Einrichtung in den landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Familie integrieren. „Wir wollen ein bestehendes Gebäude zu einem Pflegebauernhof umbauen“, sagt sie und zeigt bei einem Besuch auf dem Hof in Karlshuld, was sie sich alles vorstellt.

Die Idee an sich habe sich mehr oder weniger zufällig ergeben. Nadine Angermeier hat Veranstaltungen zum Thema soziale Landwirtschaft besucht, um sich vor allem Konzepte für die Zukunft des Betriebs zu überlegen. „Das umfasst zum Beispiel auch die Arbeit mit Menschen und Kindern mit Behinderung, oder eben mit Senioren auf dem Hof.“ Die jüngste Generation ist bereits auf dem Bauernhof im Herzen Karlshulds vertreten. Durch die Angebote des Erlebnisbauernhofs seien bereits oft Kinder auf dem Hof unterwegs, beispielsweise bei Kindergeburtstagen. Da würde es sich anbieten, auch ein Angebot für Senioren zu schaffen. „So können wir die Generationen zusammenbringen. Die Kinder können von den Älteren lernen und die Senioren bleiben fit.“

Hofgebäude soll ausgebaut werden

So sei die Idee entstanden, das große Gebäude direkt hinter dem Café Altes Kloster um- und auszubauen. Dort soll Wohnraum entstehen. „Es gibt dann zwei Wohngemeinschaften mit jeweils zwölf Personen“, sagt Angermeier, wodurch also 24 Menschen einen Platz auf dem Bauernhof hätten. „Jeder hat sein eigenes Zimmer, dass er nach eigenen Wünschen gestalten kann.“ Dazu kämen natürlich Arbeitsplätze durch das benötigte Personal. „Es gibt aber auch Gemeinschaftsräume und eine Gemeinschaftsküche. Wir legen viel Wert auf das Zusammenleben, egal, ob die Leute eine Pflegestufe haben oder nicht.“ Denn Nadine Angermeier will in ihrem Konzept die Grenzen nicht bei Menschen ziehen, die eine Pflegestufe haben. „Auch Leute, die ansonsten allein sind, können auf dem Hof wohnen.“ Oder Menschen, die aufgrund von Burn-Out oder ähnlichem nicht mehr arbeiten, selbst wenn sie das entsprechende Rentenalter noch nicht erreicht haben. Neben dem Leben in einer Gemeinschaft sollen die Senioren auch die Möglichkeit bekommen, aktiv auf dem Bauernhof mitzuwirken. „Die Bewohner können Aufgaben übernehmen, zum Beispiel die Tiere füttern oder die Esel auf die Weide bringen“, erklärt Nadine Angermeier.

Dabei betont sie, dass das natürlich keinesfalls ein Muss ist. „Wer lieber draußen sitzen und den Tieren zuschauen will, kann das auch machen.“ Ihr Hintergedanke ist, dass sich viele Senioren vielleicht nach Aufgaben sehnen. Auch an diejenigen, die früher einen landwirtschaftlichen Betrieb hatten, denkt sie. Diese Senioren könnten dann Altbekanntes, Vertrautes weiter erleben, ohne einen ganzen Hof stemmen zu müssen. Und wer mal einen schlechten Tag hat, kann sich jederzeit von Aufgaben zurückziehen. „Für ältere Menschen ist die Lage perfekt, die können in die Landschaft raus und haben ihre Ruhe oder sie können vorne mitten rein ins Dorfleben.“

Pflegeheim soll 2024 an den Start gehen

Bei der Planung des Projektes hat sich Angermeier erfahrene Unterstützung gesucht. „Wir haben Kontakt zu einem Pflegebauernhof im Westerwald, die uns auch bei der Umsetzung helfen.“

Das Ziel für den Start des Pflegebauernhofes ist 2024. Erst mal müssen zahlreiche Anträge gestellt werden, unter anderem hofft Nadine Angermeier auf Fördergelder, um das Projekt in die Tat umsetzen zu können. Auch auf dem Hof muss einiges gemacht werden, zum Beispiel die Wege befestigt, damit auch alles seniorengerecht ist. Aber Nadine Angermeier ist sich sicher, dass sich das Ergebnis sehen lassen wird. „Ich bin schon stolz auf den Hof“, sagt sie. „Wir haben schon jetzt viele positive Rückmeldungen bekommen. Also hoffen wir, dass wir alles so umsetzen können, wie wir uns das vorstellen.“ Ein erster Bewohner habe sich sogar schon angemeldet.

DK