Ein ganzer Ort leidet unter einem Mann

22.08.2021 | Stand 22.08.2021, 8:01 Uhr
Wegen seines alten Wasserturms ist Alberzell weithin bekannt. Noch mehr Schlagzeilen hat dem idyllischen Dorf in den vergangenen Monaten aber ein psychisch labiler Mann verschafft. −Foto: M. Schalk

Im Gerolsbacher Ortsteil Alberzell geht die Angst um, dass etwas Schlimmes passiert

(ty) Warum wird der nicht endlich in die Geschlossene eingewiesen? Das fragen sich immer mehr Menschen in Alberzell. Ein einzelner, offenbar psychisch labiler Mann führt hier seit Monaten einen Kleinkrieg gegen mehrere Einwohner, unter dem die ganze Ortschaft leidet.

Die Behörden tun wenig; man könne jemanden nicht so einfach wegsperren, heißt es. Die Betroffenen verstehen das nicht: Sind die Grundrechte eines Einzelnen wirklich so viel mehr wert als der Frieden Hunderter? Und: Muss erst etwas Schlimmes passieren?

Ursula Schäfer hat es in den vergangenen Wochen zu einer gewissen Bekanntheit gebracht. Die 76-Jährige ist eine Geliebte des Gerolsbacher Bürgermeisters, eine von vielen übrigens. Zumindest im verqueren Weltbild des Mannes, der seit Monaten die kleine Ortschaft Alberzell terrorisiert und verschwörerische E-Mails in alle Welt verschickt.

Sie beginnen zu zittern, wenn sie ihn nur von Weitem sehen

Wir haben bereits mehrfach über das Treiben dieses Mannes berichtet, der dafür verantwortlich ist, dass einige Menschen in Alberzell nicht mehr ruhig schlafen können, unruhig werden, wenn sie seinen schweren Traktor hören ("ein solches Riesengerät in den Händen eines solchen Menschen!") oder zu zittern beginnen, wenn sie ihn nur von Weitem sehen. Dabei haben wir den Mann - mit einer bitter-ironisch gemeinten Anspielungen an einen Whistleblower - nur als "der Informant" bezeichnet. Schließlich berichtet er in seinen E-Mails von all den Ungeheuerlichkeiten, die sich angeblich Tag für Tag in Alberzell ereignen. Ungeheuerlichkeiten, die sich, wenn sich die Polizei damit befasst, als gar nicht so ungeheuerlich entpuppen und hinter denen, so wird sicherlich nicht völlig ohne Grund vermutet, oft der Informant selbst steckt.

Der Mann hat, das ist offensichtlich und auch amtsärztlich bestätigt, psychische Probleme. Deswegen soll in diesem Bericht auch nicht er im Mittelpunkt stehen, sondern vielmehr das Leiden der Dorfbewohner und die fehlende Unterstützung, auf die sie bei den zuständigen Behörden stoßen.