Bedarf selbst decken?
Drohender Getreidemangel durch Krieg: So ist Bayern aufgestellt

10.04.2022 | Stand 10.04.2022, 10:57 Uhr

Weizen der Bundesreserve für Getreide lagert lose in einer Halle. Foto: BLE/Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung /dpa

Der Krieg in der Ukraine, so befürchten Experten, könnte wegen der wegfallenden Getreideexporte in zahlreichen Ländern der Welt eine Hungersnot auslösen. Bayern sieht sich allerdings gut aufgestellt - zudem hat der Bund immer eine Notreserve. Doch die reicht nicht weit.

Russland und die Ukraine sind weltweit wichtige Getreideexporteure, der Krieg könnte in manchen Ländern eine Hungersnot auslösen. Für Deutschland gelte dies aber nicht, beruhigen Fachleute. Und auch Bayern an sich ist gut aufgestellt: „Bei Getreide, Kartoffeln, Zucker, Rindfleisch sowie Milch- und Milcherzeugnissen wird der Eigenbedarf aus der heimischen Produktion komplett gedeckt“, erläuterte ein Sprecher des Landwirtschaftsministeriums in München der Deutschen Presse-Agentur.

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Bei Schweine- und Geflügelfleisch deckt die Produktion in etwa den Verbrauch. „Importbedarf besteht bei Eiern, Obst und Gemüsesorten wie Tomaten, Paprika und Blattgemüse“, ergänzte der Sprecher. Bei anderen Gemüsearten wiederum, etwa bei Gurken, Kohl und Spargel, liege der Selbstversorgungsgrad bei fast 100 Prozent oder darüber. Zudem beruhigend mit Blick auf den Krieg: „Der meiste Fehlbedarf wird weitestgehend durch Zukauf aus anderen Bundesländern oder anderen EU-Mitgliedsstaaten ausgeglichen.“



Zudem sorgt die Bundesregierung seit Jahrzehnten vor für den Fall, dass etwa wegen einer Umweltkatastrophe, eines Reaktorunfalls oder eines militärischen Verteidigungsfalles tatsächlich einmal in Deutschland Lebensmittel knapp werden könnten. Zum einen können dann nach dem Ernährungssicherstellungs- und -vorsorgegesetz unter anderem bestimmte Waren rationiert sowie Betriebe zur Verarbeitung oder zur Produktion von Lebensmitteln verpflichtet werden - etwa Mühlen und Bäckereien.

Zum anderen hält die Bundesregierung jederzeit Grundnahrungsmittel vorrätig. Derzeit lagern nach Auskunft der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung in der sogenannten Bundesreserve Getreide rund 700.000 Tonnen Weichweizen, Roggen und Hafer. Mit der „Zivilen Notfallreserve“ kommen rund 130.000 Tonnen Reis, Hülsenfrüchte und Kondensmilch hinzu.

Kurzfristige Versorgungsengpässe überbrücken



Einen Großteil der Menschen hierzulande auf Dauer zu sättigen, gelingt damit jedoch nicht: Die staatlichen Notreserven sind darauf ausgelegt, kurzfristige Versorgungsengpässe zu überbrücken. „Je nachdem, wie viele zu verpflegende Personen und welche Tagesration pro Person unterstellt werden, reichen die Vorräte, je nach eingelagertem Produkt, zwischen wenigen Tagen bis hin zu mehreren Wochen“, erklärt eine Sprecherin der Behörde.

„Diese gebrauchsfertigen Nahrungsmittel sollen im Krisenfall über Gemeinschaftsverpflegungseinrichtungen vor allem an Verbraucher in den Ballungsregionen abgegeben werden, um die dortige Bevölkerung zumindest mit einer warmen Mahlzeit am Tag verpflegen zu können“, ergänzt das Bundesernährungsministerium.

Bislang wurden die in den 1960er Jahren eingeführten Reserven noch nie benötigt - noch nicht einmal beim schweren Hochwasser 2002. Die rund 150 Standorte sind bundesweit verteilt und werden streng geheimgehalten. „Würden die Standorte veröffentlich, bestünde die Gefahr, dass in einer Versorgungskrise die Lager das Ziel von Plünderungen würden“, erläutert die Bundesanstalt. Deshalb wird auch jedes Mal, wenn die Lebensmittel nach rund zehn Jahren neu eingelagert werden, eine andere Lagerhalle benutzt.

dpa