Der Alte Wirt im Herzen von Rohrbach soll wieder so schön werden wie er früher war – im besten Fall sogar noch schöner. In diesem Ziel ist sich Bürgermeister Christian Keck (SPD) mit den fleißigen Frauen und Männern, die am Freitag ehrenamtlich angepackt haben, absolut einig.
„Das Gasthaus ist ein Schmuckstück ohne Ende“, meint Katja Haslbeck, während sie alte Deckenpaneele in den Container wuchtet. Die Rohrbacher hätten zu ihrem Wirt einen besonderen Bezug. Darum sei es völlig klar, dass jetzt alle zusammenhelfen.
Der Bürgermeister ruft – und viele kommen
Keck hat gerufen – und es kommen viele. Die ersten Arbeitseinsätze koordiniert der Bürgermeister zusammen mit Bauhofleiter Martin Probst. Wobei das meiste fast von alleine läuft. Decken runter, Böden raus. Schränke zerlegen, Tische zerhauen. Es geht grob zu – und schnell. „Mit etwas Glück werden wir am Samstag mit dem Entrümpeln schon fertig“, meint Probst, wenn er sich die fleißigen Helfer so anschaut. Alle werkeln Hand in Hand, niemand macht Pause. Die erste Schicht dauert vier Stunden, und es geht mächtig voran. Dieses Wirtshaus sei das wichtigste Projekt in Rohrbach, ist aus einem Ratsch unter drei Frauen auf dem Gang herauszuhören. „Wir wünschen uns doch alle nur, dass es bald wieder öffnet“, ruft eine herüber. Die anderen nicken.
„Kaputt kann man ja nichts mehr machen“
Hans Blank ist in der ehemaligen Küche mit dem Stemmeisen zu Gange. Der Heizungsbauer hat sich extra Zeit genommen, um Freitagfrüh anpacken zu können. „Kaputt kann man ja nichts mehr machen“, meint er und löst die Deckenverkleidung mit einem kräftigen Ruck. „Es macht Spaß in so einem Team aus lauter Freiwilligen zu arbeiten“, sagt er – und ergänzt nur noch: „Wir hätten halt nicht so lange damit warten müssen.“
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Seit Jahren fristet die Gastroszene in Rohrbach ein elendes Dasein. Seit der Schließung des Wirts ist die Dorfmitte quasi entvölkert. Die Vereine haben keine Heimat mehr. Zum Beispiel der Obst- und Gartenbauverein, für den Hans-Peter Homann die Türen der ehemaligen Damentoilette ausbaut. „Wir haben ins Exil gehen müssen“, kommentiert er die Treffen in einer Wolnzacher Gaststätte mit einem Augenzwinkern. Das sei übergangsweise okay. Aber alle Rohrbacher würden sich wünschen, endlich wieder zu Fuß in die Ortsmitte zum Wirt gehen zu können. Darum packt er mit an. „Und da geht es uns allen gleich“, traut er sich, auch für seine Mitstreiter zu sprechen.
30 Räume im denkmalgeschützten Gebäude werden entkernt
Probst zählt etwa 30 Räume im denkmalgeschützten Komplex, die entkernt werden müssen. Nur der Saal und die ehemalige Wirtsstube bleiben verschont. „Danach können die Ingenieure herausfinden, wie wir die eigentliche Sanierung angehen“, nennt er den Grund für die Freiwilligenaktion.
Einen Stock höher schabt Franz Rosenberger die Verkleidung von der Decke. „Ich bin Rentner, ich hab Zeit. Wir brauchen dieses Wirtshaus, da helfe ich gerne mit.“ Die Gaststätte abschreiben, das kommt für Rosenberger nicht in Frage. Er habe hier als Schüler auf dem Abschlussball getanzt, Faschingsbälle gefeiert und schöne Stunden erlebt. „Der Alte Wirt muss wieder her“, sagt er, und wenn er ein wenig dazuhelfen kann, dann tut er das. „Bis er wieder steht – und neu eröffnet.“
PK
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