„Die Leute sind jetzt hungrig auf Spaß“

Nach Corona-Sperre: Durststrecke für Ingolstädter Kneipen- und Barbetreiber endet

13.09.2020 | Stand 13.09.2020, 12:10 Uhr
Fritz Dippert −Foto: Hauser

Nach Corona-Sperre: Durststrecke für Ingolstädter Kneipen- und Barbetreiber endet

Seit über einem halben Jahr ist es sehr ruhig im Ingolstädter Nachtleben. Man muss fast sagen, zu ruhig. "Am 14. März haben wir das letzte Mal offen gehabt", berichtet Fritz Dippert, Betreiber der Lago Bar. Auch Sascha Lachner durfte in seinem Englwirt am Kreuztor die vergangenen sechs Monate keine Gäste bewirten. Das soll sich jetzt ändern.

Ab dem 19. September dürfen Kneipen und Bars wieder öffnen. Die Ankündigung der neuen Lockerungen sorgt daher nach einer langen Durststrecke für Erleichterung, zumindest bei einigen: "Wir freuen uns sehr, dass wir jetzt einfach wieder loslegen und arbeiten können", berichtet Wirt Sascha Lachner.

Während Gaststätten und Restaurants sowie Biergärten schon seit einiger Zeit wieder unter strengen Auflagen Besucher bewirten durften, blieben Kneipen bisher noch zu. Auch Clubs und Diskotheken müssen ihre Türen bis auf Weiteres geschlossen halten.

Für Bars gilt jetzt ähnliches wie für Gaststätten. Sascha Lachner hat bereits ein detailliertes Hygienekonzept für den Englwirt entwickelt, die Gesundheit seiner Gäste hat für ihn höchste Priorität. Es werden weniger Plätze verfügbar sein als sonst, außerdem darf nur noch am Tisch bewirtet werden, Stehplätze oder die Bedienung an der Theke fallen damit weg. "Wir haben dann einen Eingang bei der Einfahrt und den Ausgang beim eigentlichen Eingang." So erklärt der Wirt das Einbahnsystem, das für ausreichend Abstand zwischen denen, die kommen, und denen, die gehen, sorgen soll.

Gäste müssen außerdem einen Mund-Nasenschutz tragen, bis sie an ihrem Platz sind. "Nur mit den Kickern müssen wir noch schauen, wie wir es da machen, da könnte es schwieriger werden mit den Abständen", sagt Lachner. Außerdem müssen alle Gäste ihre Kontaktdaten angeben, damit Infektionsketten nachvollzogen werden können, so wie es aus dem Restaurantbetrieb schon bekannt ist. Ohne Angabe dieser Daten darf auch in Kneipen niemand bedient werden. Tanzveranstaltungen in Bars und Clubs bleiben verboten.

Fritz Dippert sieht das Ganze etwas anders. Seine Lago Bar bleibt geschlossen. "Unter diesen Auflagen lohnt sich das für uns einfach nicht", erklärt er. "Außerdem dürfen wir nur Hintergrundmusik spielen, das passt nicht zu uns. Bei uns wollen die Leute feiern."

Sascha Lachner rechnet trotz der Einschränkungen mit einem guten Start in die späte Saison. "Die Leute sind jetzt hungrig auf Spaß. Da kommen sicher einige", vermutet er. Natürlich darf aber ohnehin nur eine begrenzte Zahl in das Lokal. Die Sperrzeit bleibt vorerst standardmäßig bei fünf Uhr. Sollte sich aber herausstellen, dass die Infektionszahlen deutlich steigen, könnten die Maßnahmen auch für Kneipen wieder verschärft werden. "Wenn diese Sieben-Tage-Inzidenz wieder nach oben geht, kann es sein, dass wir doch wieder früher am Abend zumachen müssen." Auch ein Alkoholverbot ab 23 Uhr kann verhängt werden, wenn sich das Infektionsgeschehen verschlimmert.

"In den geschlossenen Räumen werden die Leute aber wahrscheinlich eh nicht so lange bleiben, draußen vielleicht schon eher." Sascha Lachner vermutet, dass die Außenbewirtung auch im Winter gefragt sein wird. Er hat bereits beantragt, dass der Englwirt in der kalten Jahreszeit draußen ausschenken darf. Dabei hofft er sowohl auf das Verständnis der Stadt als auch der Nachbarn. Letztendlich dürfte die Belastung wegen der grundsätzlich begrenzten Anzahl an Gästen ohnehin gering ausfallen. "Die Menschen werden bestimmt auch im Winter die frische Luft dem geschlossenen Raum vorziehen." Vorerst freut sich der Wirt des Englwirts aber vor allem darauf, überhaupt wieder ausschenken zu dürfen.

Ob die Lago Bar heuer noch mal aufmacht, bleibt abzuwarten. Fritz Dippert will es aber auch nicht ausschließen. "Ich hoffe, dass wir noch dieses Jahr wieder öffnen können, aber eben nur, wenn die Auflagen etwas gelockert werden."

Von Karen Hanne