Große Herausforderungen
Metall- und Elektrobranche in der Region sieht Fachkräftemangel als gravierendes Problem

17.01.2023 | Stand 17.09.2023, 5:17 Uhr

Das aktuelle Geschäft wird von zwei Dritteln der Metall- und Elektrofirmen in der Region als gut bewertet. Foto: Armer, dpa-Archiv

Die Lage ist stabil, die Erwartungen allerdings sind pessimistisch: Die Firmen der Metall- und Elektroindustrie in der Region um Ingolstadt leiden unter den hohen Preisen für Energie und Rohstoffe. Außerdem berichten sie von zunehmenden Auftragsstornierungen.



Das zeigt eine Umfrage unter den Mitgliedsunternehmen des Verbands der bayerischen Metall- und Elektroindustrie (bayme vbm), die am Dienstag in Ingolstadt vorgestellt wurde. Auf der anderen Seite aber wird das aktuelle Geschäft von knapp zwei Dritteln als gut bewertet.

„Hohe Kosten, eine gefährdete Versorgungssicherheit mit Energie, die sich abkühlende Weltkonjunktur und vielfältige geopolitische Risiken verunsichern unsere Unternehmen“, betonte Andreas Karl, Vorsitzender bayme vbm Region MünchenNord-Ingolstadt. So wird die aktuelle Geschäftslage von 62 Prozent der Unternehmen in der Region als gut bewertet, 5,4 Prozent sehen sie als schlecht an. Bei den Erwartungen für das künftige Geschäft spricht der Verband aber von einer „Seitwärtsbewegung“: Etwa 15 Prozent der Betriebe erwarten im Inlandsgeschäft eine Verbesserung, 15,6 Prozent dagegen auf eine Verschlechterung. Ähnlich ist die Lage beim Export. Vor einem Jahr – also vor dem Krieg gegen die Ukraine – waren die Erwartungen noch deutlich positiver.

Produktion erheblich beeinträchtigt



Mittelfristig gravierender dürften die Auswirkungen des Fachkräftemangels werden, wie die Firmen betonen. „Wir haben Schwierigkeiten, Arbeitskräfte zu bekommen und mussten deswegen bereits Schichten streichen“, betonte Michael Mißlbeck, Geschäftsführer von MT Technologies in Ingolstadt. „Das ist eine neue Situation für uns.“ Und auch Robert Morgner, Geschäftsführer der ASAP Holding aus Gaimersheim (Landkreis Eichstätt) glaubt, dass der Fachkräftemangel „ein dominierendes Thema sein werde“. Schon jetzt sehen 44 Prozent der befragten Betriebe ihre Produktion dadurch erheblich beeinträchtigt. Die ASAP Holding begegnet der Herausforderung mit einer möglichst hohen Flexibilität bei den Arbeitszeitmodellen: Sabbatical, mehr Urlaubstage, Workation (also Arbeiten aus einem anderen Land), Gleitzeit – „wir als Unternehmen sind gefordert“, so Morgner. Trotz der unsicheren Aussichten wollen die Unternehmen in der Region Stellen aufbauen: Der Umfrage zufolge planen knapp 45 Prozent, im ersten Halbjahr zusätzliche Stellen zu schaffen, nur knapp zwei Prozent rechnen mit einem Stellenabbau. Zum Jahresende waren in Bayerns Metall- und Elektroindustrie rund 863000 Menschen beschäftigt, in der Region MünchenNord-Ingolstadt waren es etwa 135000.

Eine erste Entspannung deutet sich den Angaben zufolge beim Thema Materialmangel an. Noch immer aber leiden rund 45 Prozent der Unternehmen unter mittelmäßigen bis starken Beeinträchtigungen. Knapp 89 Prozent haben mit verspäteten Lieferungen zu kämpfen. „Doch die Produktionspläne sind stabil. Wir erwarten eine Erholung ab dem Frühjahr 2023, die sich im Herbst 2023 verlangsamen wird. Im Jahresdurchschnitt 2023 wird die Produktion auf dem Niveau von 2022 liegen“, prognostizierte Karl.

Bei der Ertragslage zeigt sich ein geteiltes Bild: Während fast zwei Drittel der Betriebe mit einer Nettoumsatzrendite von über vier Prozent rechnen, befinden sich 20 Prozent in einem kritischen Bereich: 7,7 Prozent befürchten Verluste und fast 13 Prozent müssen mit einer Rendite von unter zwei Prozent auskommen.

DK