Eine Reihe an Zufällen
Die Glocken der Ingolstädter Kirche St. Monika läuten jetzt in einer Kirche im tschechischen Ottau

13.09.2024 | Stand 13.09.2024, 17:00 Uhr |

Nach der Weihe wurden die Glocken im Kirchturm montiert. Beim Festgottesdienst Anfang September hörten die Gläubigen nach fast 80 Jahren erstmals wieder mehrstimmiges Geläut. Foto: Koch

Die Geschichte der Wiederverwendung der Glocken der Ingolstädter Monika-Kirche in der Kirche St. Johannes Enthauptung im tschechischen Ottau (Zátoň) besteht aus vier Geschichten, die sich am Ende zufällig und glücklich verbinden.

  

1. Renovierung der Kirche St. Johannes Enthauptung

Nach der samtenen Revolution in der damaligen Tschechoslowakei im Jahre 1989 begannen ehemalige vertriebene Angehörige der Pfarrei Ottau mit den Planungen und Aktionen zur Renovierung der Kirche St. Johannes Enthauptung in Ottau südlich von Krummau (Český Krumlov).

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Bei den Feierlichkeiten 2022 wurde sowohl vom Bischof Monsignore Vlastimil Krocil aus Budweis ( České Budějovice) als auch vom Hausherrn, dem Prälaten Vaclav Picha aus Krummau geäußert, dass das, was die Ottauer für die Kirche St. Johannes Enthauptung geleistet haben, als das „Wunder von Ottau“ in die Geschichte eingehen wird. Aber es fehlte noch etwas: die Glocken, um die Kirche zum Klingen zu bringen.

2. Besuch in der Glockengießerei Perner

Bei einem zufälligen Besuch in der Glockengießerei Perner in Passau stellte Edmund Koch, Leiter des Heimatmuseums Niemes und Prachatitz in Ingolstadt, dem Firmenleiter Rudolf Perner, die Frage, was denn ein schönes Geläut für Ottau kosten würde.

Die Firma Perner hatte am Palmsonntag 1928 drei Glocken in Budweis für die Ottauer Kirche als Ersatz für die 1917 für Kriegszwecke abgenommenen Glocken gegossen und installiert. Diese Glocken wurden allerdings 1943 ebenfalls wieder für Kriegszwecke entnommen. 80 Jahre lang stand der Glockenturm leer.

„Als Herr Perner mir mitteilte, dass wir mit insgesamt zwischen 80.000 und 100.000 Euro zu rechnen hätten, war das Projekt schnell beendet“, erzählt Koch.

3. Der Abbau der Kirche St. Monika in Ingolstadt

Die Kirchenverwaltung und die Diözese Eichstätt haben entschieden, dass die Monika-Kirche (erbaut 1985) abgebaut und die Fläche der städtischen Wohnungsbaugesellschaft zum Bau von Wohnungen zur Verfügung gestellt werden soll.

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Mit den Einnahmen soll die Finanzierung der unter Denkmalschutz stehenden Kirche St. Augustin erfolgen. Nach einigen Diskussionen und Protesten hat Bischof Gregor Hanke im Januar die Monika-Kirche profaniert und damit den Weg zum weiteren Abbau freigemacht.

4. Die Glocken der Monika-Kirche in Ottau

Ein paar Zufälle brachten den Hobby-Musiker Koch vor einigen Jahren dazu, bei den St. Augustin-Bläsern und deren Untergruppierungen mitzuspielen. „Da das Monika-Thema schon gärte und in der Presse dargestellt war, fragte ich einmal nach einem Gottesdienst, was mit den Glocken passiert“, erzählt der Museumsleiter.

Mit einem formalen Antrag an die Kirchenverwaltung machten die Mitglieder des Fördervereins St. Johannes Enthauptung Ottau den ersten offiziellen Schritt – und sie bekamen die Zusage, die Glocken, die Motore und die Schaltkästen etc. für Ottau nutzen zu dürfen. „Die einzige Auflage: Wir kümmern uns um den Abbau und Transport, damit für die Pfarrei St. Augustin keine Kosten anfallen“, so Koch. Der Förderverein erbat von der Firma Perner ein Angebot für das Projekt, „das in unseren finanziellen Rahmen fiel“, erzählt Edmund Koch.

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Im Mai war es dann soweit: Die Glocken, Joche und Motoren wurden unter Mithilfe eines Monteurs der Firma Perner sowie Monteuren und einem Autokran der Firma Brandl aus Eitensheim vom Monika-Turm heruntergeholt, verladen und nach Passau in die Glockengießerei zur weiteren Bearbeitung gebracht.

Am 30. August wurden die Glocken im Ottauer Kirchhof erneut geweiht und anschließend im Glockenturm montiert. Beim Festgottesdienst am 1. September wurden die Gläubigen erstmals seit fast 80 Jahren wieder durch mehrstimmiges Geläut zur Kirche gerufen.

DK



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