Der Visionär am Reißbrett

Peter Bachschusters Ingolstädter Architekturbüro feiert heute 25-jähriges Jubiläum

01.06.2021 | Stand 01.06.2021, 7:31 Uhr
Bild7 −Foto: PB

Peter Bachschusters Ingolstädter Architekturbüro feiert heute 25-jähriges Jubiläum

Von Michael Schmatloch

„Wer Visionen hat, der sollte zum Arzt gehen“, hat Altbundeskanzler Helmut Schmidt einmal gesagt. Würde man das wörtlich nehmen, dann wären die Ärzte in Ingolstadt arbeitslos. Denn Visionen sind in Ingolstadt ein Fremdwort. In der einfallslosen Lokalpolitik gar ein Schimpfwort. Und sollte dann doch mal jemand Visionen haben, dann muss er sich ernste Sorgen machen um seine Beliebtheit bei Verwaltung und Stadtführung. Wie der Architekt Peter Bachschuster, der heute mit seinem Architekturbüro 25-jähriges Jubiläum feiert.

Mit seinem Entwurf zu den Kammerspielen direkt an der Donau hatte er zuletzt für Aufsehen gesorgt. Und wusste damit die Mehrheit der Bevölkerung auf seiner Seite. Nicht jedoch Stadtrat und Verwaltung. Deswegen bleibt dieser Entwurf ebenso ein Fall für die Schublade wie seine früheren Visionen von einer überdachten Mauthstraße etwa im Stil der Mailänder Galleria Vittorio Emanuele II. Aufsehen erregende Architektur hat in der kleingeistigen Schanzer Stadtentwicklung nun mal keinen Platz.

Das musste 2010 auch schon Bachschusters Berliner Kollege Stephan Braunfels mit seinem Wolkenbügel-Entwurf über der Donau erfahren. Wie bei Bachschusters Plan für die Kammerspiele hatte Braunfels damals – wie es hieß – die Eingabefrist versäumt. Und die scheint allemal wichtiger als die Architektur selbst.

Wären ein paar Visionen, ein paar der Skizzen von Peter Bachschuster – wie die von einer möglichen Zukunft der Donau- und der Harderstraße, der Donauanbindung oder dem Viktualienmarkt – Wirklichkeit geworden, wie anziehend und attraktiv könnte die Schanzer Innenstadt sein.

Beinahe wäre der Architekt und Stadtplaner Bachschuster Profi-Surfer geworden, war lange als Hochleitungssportler aktiv, hat aber dann doch den Sprung ins Profilager seiner Liebe zur Architektur geopfert.

Nach seinem Studium in Coburg und München, seiner Aufnahme in die Bayerische Architektenkammer und ein paar Jahren als Projektleiter in verschiedenen Architekturbüros gründete Bachschuster am 1. Juni 1996 in Ingolstadt seine „Bachschuster Architektur Projektmanagement GbR“ mit damals sechs Mitarbeitern, 2006 die „Bachschuster Architektur GmbH“ mit derzeit zehn Angestellten.

Für seine diversen Bauten in China gründete er 2010 noch die „BGK Ltd. Hongkong“ mit Sitz in Schanghai. Und dann 2019 noch das „Institut for interdisciplinary regional development“, das die wissenschaftliche Basis ist für eine nachhaltige städtebauliche und wirtschaftliche Entwicklung von Städten, Regionen Stadt, Unternehmen und Universitäten.

International gefragt mit seinen Vorträgen über zukunftsorientierte Stadtentwicklung von Pune in Indien über Ankara, Phnom Penh in Kambodscha, Tiflis bis Irland sind ihm nachhaltige städtebauliche Entwicklungskonzepte ein Anliegen, wie er sie auch in der chinesischen Provinz Shandong realisiert hat.

Denn neben seinen vielen nationalen Aufträgen vom Formel 1 Eventzentrum bis hin zu städtebaulichen Planungen in unterschiedlichsten Regionen Deutschlands war Bachschuster auch international aktiv. In Johannesburg hat er 2007 ein Dorf zur Förderung sportlich hochbegabter Jugendlicher auf einer Fläche von 350 000 Quadratmetern geplant, 2009 folgte ein Konzept für eine Luxus-Hotelanlage mit Yachthafen, 5000 Luxusappartements sowie Luxus-Restaurants direkt über und unter dem Wasser und die Planung und Realisierung des „Pavillon of Innovation“ im Rahmen der Weltausstellung Expo in Schanghai. Weitere Projekte in China, Indien und Südafrika folgten. Zudem jede Menge internationale Wettbewerbe, zu denen Peter Bachschuster eingeladen wurde.

In Ingolstadt indes bleiben seine Ideen leider meist Vision. Dabei wären viele davon nicht einmal teuer in der Umsetzung. Doch schon Konfuzius wusste: Wer etwas nicht will, findet Argumente, wer aber etwas will, der findet einen Weg.