„Der Arbeitgeber treibt hier ein böses Spiel“

Schließung des Ledvance-Standortes in Eichstätt beschlossen

09.03.2020 | Stand 09.03.2020, 16:17 Uhr
Ledvance −Foto: Knopp

Schließung des Ledvance-Standortes in Eichstätt beschlossen

(ty) Auf einer außerordentlichen Aufsichtsratssitzung der Ledvance GmbH wurde trotz möglicher Alternativen heute die Standortschließung des Werks in Eichstätt beschlossen. Betriebsrat und IG Metall kritisieren diese Entscheidung aufs Schärfste und verweisen auf die bestehenden Alternativen. Doch der Entschluss der Unternehmensleitung steht fest. Der Produktionsstandort Eichstätt wird dicht gemacht. Knapp 400 Beschäftigte stehen damit vor einer ungewissen Zukunft. „Die Entscheidung trifft uns ins Mark und stößt auf absolutes Unverständnis der IG Metall. Trotz möglicher Alternativen, die das Unternehmen im Vergleich zu den Schließungskosten günstiger kommen würden, hat die Unternehmensführung diese Entscheidung getroffen“, sagt Tamara Hübner, Zweite Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt und Unternehmensbeauftragte von Ledvance, unmittelbar nach der Aufsichtsratssitzung. Gemeinsam mit dem Gesamtbetriebsratsvorsitzenden Hubert Roßkopf hatte sie als Auskunftsperson an der Sitzung teilgenommen. Roßkopf ergänzt: „Die Belegschaft hat alles gegeben, um eine gute Lösung für den Standort zu finden. Es wurden neue Produkte und Strategien für den Standort entwickelt. Diese Anstrengungen führten zu mindestens zwei der drei vorliegenden Übernahmeangebote, die Ledvance vorliegen.“

In den letzten Monaten hatten die Beschäftigten in Eichstätt mit Unterstützung der IG Metall Ingolstadt alles in die Waagschale geworfen und neue Produkte für den Standort entwickelt, die die Zukunft der Beschäftigten in Eichstätt sichern sollten. Dieses Engagement rief potentielle Käufer auf den Plan. Drei Kaufangebote liegen der Ledvance GmbH vor. Alle Angebote kämen den Eigentümer der Ledvance GmbH, dem chinesischen LED-Lichtunternehmen MLS, günstiger als die Schließung des Standortes. „Die Entscheidung zur Standortschließung ist für mich absolut nicht nachvollziehbar,“ sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Hubert Roßkopf.

Zeitgleich zur Aufsichtsratssitzung fand am Standort in Eichstätt eine Kundgebung der IG Metall mit Liveübertragung in die Aufsichtsratssitzung in Garching statt. Der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Ingolstadt, Bernhard Stiedl, stimmte die Belegschaft auf eine harte Auseinandersetzung ein: „Wir akzeptieren diese Entscheidung nicht. Wenn eine Schließung teurer kommt als der Verkauf, versteht diese Entscheidung niemand. Wir werden uns weiterhin dafür stark machen, den Standort zu erhalten. Die Möglichkeiten dafür liegen auf dem Tisch. Jetzt ist auch die Politik gefordert. Auf den chinesischen Eigentümer muss Einfluss genommen werden, damit die Entscheidung zur Standortschließung rückgängig gemacht wird und der Standort an einen der potentiellen Investoren verkauft wird. Das was hier gerade passiert, ist ein Lehrstück eiskalter Managerstrategie. Ledvance wurde von den Chinesen nur mit dem einzigen Ziel gekauft, einen Konkurrenten vom Markt zu nehmen. Wenn hier die Politik jetzt nicht eingreift, dann wird das nächste Unternehmen in Deutschland zum gleichen Opfer.“

Seit Kurzem verfolgt MLS eine neue Strategie, alle Produktionsstandorte zu schließen. Noch vor eineinhalb Jahren sollte laut MLS Eichstätt zum europäischen Leitwerk ausgebaut werden. Im vergangenen Jahr kam es dann zum ersten Stellenabbau. 62 Mitarbeiter haben das Unternehmen verlassen. Diese Maßnahmen wurden auch unter den Zeichen der Weiterführung des Standortes getroffen, genauso, wie Fertigungseinheiten aus Augsburg nach Eichstätt verlagert wurden. Darüber hinaus besteht ein gültiger Tarifvertrag, der besagt, dass personelle Maßnahmen mit der IG Metall abgestimmt werden müssen. Dies ist nicht geschehen. „Der Arbeitgeber treibt hier ein böses Spiel. Alle Vereinbarungen, die wir getroffen haben, wurden von Arbeitgeberseite nicht eingehalten. Somit haben wir hier den gleichen Tatbestand wie bei den Augsburger Kollegen von Showa Denko,“ so Tamara Hübner.