„Das war so bei Audi, Punkt, aus, fertig und Amen“

Im Audi-Prozess kommen nun Zeugen und Gutachter zu Wort

20.01.2021 | Stand 20.01.2021, 7:16 Uhr
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Im Audi-Prozess kommen nun Zeugen und Gutachter zu Wort

Von Horst Richter

Seit Oktober hatten die vier Angeklagten im Münchner Audi-Prozess rund um den Dieselskandal Zeit für ihre Einlassungen, am Dienstag hat nun die Beweisaufnahme begonnen. Als erste Zeugin saß eine Ermittlerin des bayerischen Landeskriminalamts im Zeugenstand, um den Ablauf der polizeilichen Arbeit zu erläutern. Es ging an diesem 21. Tag der Hauptverhandlung aber unter anderem erneut um die Frage, ob Ex-Audi-Chef Rupert Stadler versucht hatte, einen Mitarbeiter daran zu hindern, die amerikanischen Umweltbehörden gleich nach Bekanntwerden des Skandals im Herbst 2015 über das ganze Ausmaß der illegalen Abschaltvorrichtungen in Dieselfahrzeugen zu informieren.

Neben Rupert Stadler sind die zwei früheren Entwickler Henning L. und Giovanni P. sowie der ehemalige Porsche-Vorstand und Ex-Audi-Motorenchef Wolfgang Hatz wegen Betrugs angeklagt. P. ergänzte am Dienstag seine früheren Ausführungen noch einmal, ging aber nicht auf seine bisherigen Aussagen ein, der frühere Audi-Chef habe bei einem USA-Aufenthalt am Vorabend eines offiziellen Anhörungstermins die Weichen so gestellt, dass der Italiener sein Vorhaben, den Umweltbehörden reinen Wein einzuschenken, nicht verwirklichen konnte. Stadler hatte diese Behauptung als "Legende" des 64-Jährigen eingestuft.

Giovanni P. sparte diesen Punkt am Dienstag wie schon in der Vorwoche aus. Stadlers Verteidiger Thilo Pfordte hakte jedoch nach. P. räumte ein, mit einem Mitglied der Audi-Task-Force zur Aufklärung des Dieselbetrugs über seinen Plan, die Behörden einzuweihen, gesprochen zu haben, nicht aber mit Stadler selbst. Dabei war der Ex-Manager an jenem Abend im November 2015 beim Essen vor dem Behördentermin direkt neben ihm gesessen.

Weshalb er die Gelegenheit denn nicht genutzt habe, Stadler sein Anliegen, alles offenlegen zu wollen, persönlich vorzutragen, fragte Pfordte. Giovanni P. erklärte, es sei zu diesem Zeitpunkt eine "feste Entscheidung" gewesen, ihn auszuschließen, da hätte es keinen Zweck gehabt, nachzuhaken. "Das war so bei Audi, Punkt, aus, fertig und Amen", sagte er. Zusammen mit dem Task-Force-Mitglied habe er beschlossen, im Dezember 2016 in die USA zurückzukehren und alles aufzuklären. Wegen seiner Beurlaubung sei es aber nicht mehr dazu gekommen. Von einer namentlichen Beschuldigung Stadlers sah P. am Dienstag indes in diesem Punkt ab. Pfordte kündigte an, weitere Zeugen befragen zu wollen, wie diese aus Sicht seines Mandanten unwahren Vorwürfe in die Anklage gelangt waren.

Der Italiener hatte zuvor allerdings noch einmal seinen früheren Standpunkt bekräftigt, die Audi-Spitze habe in Sachen Dieselbetrug über alles Bescheid gewusst. Er verwies etwa auf einen Vorstandsbeschluss, die Produktion eines bestimmten Dieseltyps "dreckig anlaufen" zu lassen. Alle seien informiert gewesen, bis hinauf zum Vorstand - auch Stadler, und das bereits im April 2009.

Die als Zeugin gehörte Ermittlerin des Landeskriminalamtes gab dem Gericht einen Abriss über den Ablauf des Verfahrens im Vorfeld der Verhandlung. Viel Erhellendes brachte sie nicht ein. Sie sei bei den Vernehmungen zeitweise nur Protokollführerin gewesen, auch habe es ihr mitunter am technischen Verständnis gefehlt, sagte sie. Eine Einordnung oder rechtliche Bewertung habe sie jedoch nicht vornehmen müssen, weil dies Sache der Staatsanwaltschaft gewesen sei. Der Prozess wird diesen Mittwoch mit Zeugenanhörungen fortgesetzt.