Containerdorf wird geschlossen

Zum Ankerzentrum gehörende Unterkunft in der Marie-Curie-Straße bereits leer

03.08.2021 | Stand 03.08.2021, 7:25 Uhr
Containerdorf −Foto: Stückle

Zum Ankerzentrum gehörende Unterkunft in der Marie-Curie-Straße bereits leer

Von Ruth Stückle

UWG-Stadtrat Georg Niedermeier hatte es in der jüngsten Stadtratssitzung bereits angedeutet: Das zum Ankerzentrum gehörende Containerdorf in der Marie-Curie-Straße wird geschlossen. Die zuletzt hier lebenden rund 100 Asylbewerber wurden bereits in den vergangenen Wochen sukzessive in andere in der Nähe liegende Unterkünfte verteilt. Grund für die beabsichtigte Schließung der Dependance ist laut Wolfgang Rupp, Pressesprecher der Regierung von Oberbayern, der bauliche Zustand der Einrichtung.

Seit August 2018 betreibt die Regierung von Oberbayern in jedem Regierungsbezirk mehrere Ankerzentren. Anker, das steht für die Begriffe Ankunft, Entscheidung und Rückführung. Die dort lebenden Flüchtlinge sollen so lange in der Einrichtung bleiben, bis sie entweder auf die Kommunen verteilt werden oder ihr Antrag abgelehnt wird und sie abgeschoben werden. In Ingolstadt gehörten zunächst ein Teil der früheren Max-Immelmann-Kaserne (MIK) in Oberstimm und ein Containerdorf in der Manchinger Straße zum Ankerzentrum, später kamen Dependancen in der Marie-Curie-Straße und der Neuburger Straße hinzu.

Derzeit sind in den Unterkunftsdependancen der Anker-Einrichtungen der MIK und im Stadtgebiet Ingolstadt rund 1040 Personen untergebracht, heißt es bei der Regierung. Pläne für Schließungen anderer Standorte des Ankerzentrums im Raum Ingolstadt gebe es nicht.

Zu den konkreten Baumängeln in dem Containerdorf in der Marie-Curie-Straße wollte sich der Regierungssprecher auf Nachfrage nicht äußern. Die Container und das Grundstück gehören der IFG, eine städtische Tochtergesellschaft. Die Regierung von Oberbayern sei nur Mieter. Auch auf die Frage, wie lange der Mietvertrag noch laufe, gab es vonseiten der Regierung keine Antwort.

Die Einrichtung war im vergangenen Jahr mehrmals durch Corona-Ausbrüche in die Schlagzeilen geraten. Im November waren rund 70 Asylbewerber infiziert, die gesamte Anlage war unter Quarantäne gestellt worden. Einige Meter weiter gibt es - ebenfalls in einem Containerdorf der IFG - eine dezentrale Asylbewerbereinrichtung der Stadt. Die hier lebenden Flüchtlinge haben bessere Chancen auf Bleiberecht als die im Ankerzentrum.

Spekulationen, dass das Anker-Containerdorf wegen zurückgehender Asylbewerberzahlen schließe, konnte die Regierung nicht bestätigen. "Im Ankunftszentrum der Regierung von Oberbayern in München waren zuletzt wieder steigende Zugangszahlen zu verzeichnen", hieß es stattdessen. Nach dem Rückzug der US-Truppen aus Afghanistan kämen auch verstärkt Menschen von dort. Diese seien jedoch keine Asylsuchenden, sondern Ortskräfte, die mit der Bundeswehr oder Nato-Partnern in Afghanistan zusammengearbeitet hätten und jetzt von der Taliban verfolgt würden. Diese Menschen bekämen problemlos eine Aufenthaltsgenehmigung.

Nach den Anfang Juli gemeldeten Zahlen der Ankereinrichtungen in Ingolstadt ging die Belegung in allen vier Dependancen seit Januar 2020 zum Teil deutlich zurück. In der Marie-Curie-Straße von 162 im Januar 2020 auf 104 im Juni 2021.

"Unzumutbare Zustände" in den Ankerzentren waren oft Gegenstand von Kritik durch Ehrenamtliche, Mediziner und die Kommunalpolitik. In einer "Ingolstädter Erklärung" beschreiben zahlreiche Unterzeichner die Lebensbedingungen in den Ankerzentren als belastend und inhuman. Kritisiert wird dabei besonders die mangelnde Privatsphäre.