Claudius Konrad Band: Corona gleicht einem Winterschlaf

24.02.2021 | Stand 25.02.2021, 8:19 Uhr
Das Cover des neuen Albums "80s Kid". −Foto: Claudius Konrad Band

Kultur und Pandemie: Die Vierer-Formation aus Ingolstadt erzählt, wie sie das vergangene Jahr erlebt hat

(ty) Wie ein Winterschlaf fühlt sich die Pandemie für Claudius Konrad an: "Wir warten darauf, dass uns wer die Grotte öffnet und wir wieder hinauskommen können." Mit ,wir' meint er Benedikt Streicher, Tom Sendtner, Tom Diewock und sich selbst - denn zu viert bilden sie die Ingolstädter Formation Claudius Konrad Band. Mit einer Mischung aus Jazz, Songpoesie und Singer/Songwriter-Pop steht die Band seit etwa zehn Jahren auf den Bühnen zwischen Nürnberg und München. Und genau das bereitet Konrad jetzt Sorgen: Denn die Auftritts-Locations sind hier rar.

"In Pandemiezeiten ist das bitter, denn wir wissen nicht, welche dieser Clubs hinterher noch existieren." Er hofft, dass die Veranstalter, Tontechniker, Lichtprofis oder Caterer diese Krise finanziell überleben. "Denn als Musiker auf der Straße zu spielen ist nicht das gleiche wie in einer professionellen Location." Weniger Sorgen macht er sich um die Ingolstädter Kulturszene: "Die Künstler werden nach der Pandemie wieder auftauchen." Wobei er auch mit denen mitfühlt, die von ihrer Kunst leben müssen. "Auch wenn einen das nicht selbst betrifft, belastet es einen trotzdem. Schließlich ist man vernetzt in den Kreisen." Jedes Mitglied der Claudius Konrad Band steht finanziell auf einem zweiten Standbein. Damit lebt die Band nicht von ihren Auftritten: "Wir sind semi-professionell unterwegs. Wir haben einen professionellen Anspruch an die Musik, aber müssen nicht davon leben."

Obwohl die Claudius Konrad Band finanziell nicht auf ihre Kunst angewiesen ist, lässt sie sie auch während des Lockdowns nicht ruhen. Statt sich von der Pandemie unterkriegen zu lassen, hat die Formation ein neues Album herausgebracht: "80s Kid". Dieses Werk ist ein Soloalbum, Konrad nahm es alleine in seinem Heimstudio auf. Die restlichen Bandmitglieder wirkten beratend mit. Konrad beschreibt es als autobiografisch, synthesizerlastig und von den 80er-Jahren inspiriert. Bei den Aufnahmen fehlte dem Musiker die Interaktion mit seinen Bandkollegen: Durch das Zusammenspiel verschiedener Instrumente würde eine eigene Dynamik entstehen. "Aber ich wollte die Songs jetzt nicht zwei Jahre in der Schublade lassen." Allerdings gibt es Pläne, eine zweite Version des Albums zu produzieren, indem die gesamte Band live die Songs einspielt. "Die Claudius Konrad Band covert sich dann praktisch selbst." Konrad hofft, dass dieses neue Album ein kleiner Trost für die Fans ist. Denn er weiß die Anhänger seiner Band zu schätzen: "Wir haben die besten Fans, weil sie sich auf jedes Experiment einlassen."

Die Band probiert sich aus, spielt mit Jazz und Elementen des Ambient, also sanften und langgezogenen Klängen. "Mit jeder Welle kommen neue Fans, aber die alten bleiben treu bei der Stange." Er mag es, bei Konzerten mit ihnen zu interagieren, ihnen Geschichten zu den Songs zu erzählen. Diese Interaktion fehlt Konrad seit Februar 2020 - damals, vor dem Ausbruch der Pandemie, spielte die Band das letzte Konzert vor Publikum. Zwischenzeitlich ermöglichten die Stadt Ingolstadt beziehungsweise die Gemeinnützige Ingolstädter Veranstaltungs-GmbH allerdings Online-Konzerte, wofür Konrad sehr dankbar ist: "Die Stadt hat so viel gemacht, wie nur ging, das war wirklich gut." Doch ganz ersetzen können diese Konzerte das gewohnte Künstlerleben nicht: "Es fühlt sich an wie eine sehr lange Urlaubszeit. Ich habe lange kein Instrument mehr angerührt, denn ich sehe kein Ziel." Sonst arbeite er auf regelmäßige Proben oder Auftritte hin. Trotz allen Schwierigkeiten habe die Band aber keine Sekunde über eine Auflösung nachgedacht. Zahlreiche Ideen und großer Elan seien vorhanden. "Denn sowohl aus Glück als auch aus Leid entsteht viel Kunst."

Laura Schabenberger