"Bürgerbus" geht probeweise an den Start

In Gaimersheim will man eruieren, wie ein Bürgerbus - als zusätzliches Angebot zum ÖPNV - angenommen wird

08.04.2021 | Stand 08.04.2021, 9:24 Uhr
Bürgerbus −Foto: Raml

In Gaimersheim will man eruieren, wie ein Bürgerbus - als zusätzliches Angebot zum ÖPNV - angenommen wird

Von Norbert Schmidl

"Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) stellt einen wesentlichen Beitrag für gleichwertige Lebensverhältnisse im gesamten Freistaat dar. Ehrenamtliche Bürgerbusprojekte können den ÖPNV vor Ort sinnvoll ergänzen und das Fahrtangebot ausweiten. Zur Unterstützung und zur Ausweitung dieser lokal organisierten ehrenamtlichen Verkehrsangebote fördert der Freistaat Bayern die Ausgaben für die Anschaffung von Fahrzeugen, den Erwerb der erforderlichen Fahrerlaubnisse zur Fahrgastbeförderung und die Organisation der Verkehrsangebote insbesondere in Bürgerbusvereinen.“ So steht es in der Einleitung der "Bekanntmachung des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bau und Verkehr über die Richtlinie zum Förderprogramm von Bürgerbusprojekten vom 8. Februar 2019, die durch Bekanntmachung vom 2. Dezember 2020 geändert worden ist".

Einen Bürgerbusverein gibt es in Gaimersheim zwar (noch) nicht. Aber die dortigen Freien Wähler (FW) wollen herausfinden, wie ein "Bürgerbus" - als zusätzliches Angebot zum ÖPNV - in der Marktgemeinde angenommen wird. Dazu starten sie in Zusammenarbeit mit Mitgliedern der Bürgergesellschaft Gaimersheim eine Testphase mit einem privaten Bus, die bis Juli läuft. Die in diesem Zeitraum durchgeführten Fahrten würden protokolliert nach Häufigkeit der befahrenen Routen, nach Anlass der Fahrt und nach Entfernung, so FW-Fraktionssprecherin Monika Raml.

"Uns geht es um ein ergänzendes Angebot von Gaimersheimern für Gaimersheimer. Der Ortsteil Lippertshofen, das gesamte Kraiberg-Gebiet, die Mittlere Heide und die Gewerbegebiete sollten besser angebunden werden", sagt Raml zu der gemeinsamen Initiative. Direkte Shuttle-Anschlüsse vom Zentrum und vom Bahnhof zum Gewerbegebiet oder Klinikum seien auszubauen. Vor allem Ältere und Gehbehinderte hätten ein Problem, aus den Wohnvierteln zu den Bushaltestellen zu kommen oder fänden kein zeitlich passendes Angebot im ÖPNV zum Arztbesuch oder zur Krankengymnastik.

Und ihr Parteikollege Christian Ponzer ergänzt: "Mit dem Thema Bürgerbus beschäftigen wir uns seit fast 20 Jahren. Gerade in Corona-Zeiten benötigen viele Seniorinnen und Senioren akut Fahrdienste zu Impfzentren, Bedürftige mit eingeschränkter Mobilität müssen Testzentren aufsuchen."

Da liege es nahe, den lange gehegten Plan jetzt - "und zwar parteiübergreifend", wie die beiden betonen - in die Realität umzusetzen. Gemeinsam mit Fraktionskollegin Marion Schiller haben sie in Erfahrung gebracht, dass die Bayerische Staatsregierung derzeit bis Ende 2022 Bürgerbusse finanziell unterstützt, wie dies in der eingangs zitierten Richtlinie auch im Detail nachzulesen ist. Deshalb wolle man im Vorfeld den Bedarf testen und die Nachfrage auswerten, um dann gegebenenfalls eine Förderung im Herbst zu beantragen.

Walter und Monika Raml stellen für den Testzeitraum bis Ende Juli ihren privaten VW-Bus zur Verfügung. Eine spezielle Bescheinigung zur Fahrgastbeförderung benötige man bei ehrenamtlichen Fahrdiensten erst ab neun Personen - sie wäre dann auch Teil der staatlichen Fördermaßnahmen. Für die Fahrer in der Testphase genügen ein Pkw-Führerschein Klasse 3 und entsprechende Fahrpraxis.

Inzwischen haben sich schon einige ehrenamtliche Fahrer gefunden. Michael Mitulla ist Kontaktperson und Koordinator. Bei ihm können sich ab sofort weitere ehrenamtliche Fahrerinnen und Fahrer für die Testphase melden, ebenso Gaimersheimerinnen und Gaimersheimer, die einen Bedarf für eine Fahrt im Umkreis von rund 20 Kilometern haben. Neben ihren Kontaktdaten müssen die Fahrer einen Führerscheinnachweis erbringen und ihre Einsatzmöglichkeiten nennen. Fahrgäste müssen ihren Transportwunsch spätestens einen Tag im Voraus verbindlich melden.

Die Fahrten starten ab 19. April gegen eine freiwillige Spende zur Deckung der Kosten wie etwa Sprit, alle Corona-Bestimmungen sind einzuhalten. Ehrenamtliche Fahrer und Fahrgäste können sich per E-Mail an buergerbus-gaimersheim@gmx.de oder unter Telefon (0157) 39306202 melden.