„Brauchen dringend ein entschiedeneres Miteinander“

IHK-Regionalausschuss Ingolstadt hat Forderungskatalog der Wirtschaft an die politischen Kandidaten verabschiedet

24.02.2020 | Stand 24.02.2020, 10:34 Uhr
Stau −Foto: Rainer Sturm / pixelio.de

IHK-Regionalausschuss Ingolstadt hat Forderungskatalog der Wirtschaft an die politischen Kandidaten verabschiedet

(ty) Kurz vor den Kommunalwahlen hat der IHK-Regionalausschuss Ingolstadt einen Forderungskatalog der Wirtschaft an die sich zur Wahl stellenden Kandidaten verabschiedet. „In der Kommunalpolitik wird Wirtschaftspolitik vor Ort gemacht. Mit ihren Entscheidungen beeinflussen unsere Stadträte und Bürgermeister, wie sich die Standortbedingungen für unsere Unternehmen künftig entwickeln“, betont Fritz Peters, Vorsitzender des IHK-Regionalausschusses, „mit unseren Positionen wollen wir deshalb die wichtigsten Handlungsfelder aufzeigen. Damit Ingolstadt auch in Zukunft wirtschaftlich gut dasteht, brauchen wir dringend ein entschiedeneres Miteinander und einen besseren Dialog zwischen der Stadt und der ansässigen Wirtschaft, vor allem der kleinen und mittleren Unternehmen.“

Als einen Handlungsschwerpunkt benennt der Regionalausschuss den Erhalt und bedarfsgerechten Ausbau der Verkehrsinfrastruktur im gesamten Stadtgebiet. „Der bestehende Verkehrsentwicklungsplan 2025 sieht zahlreiche gute Maßnahmen vor. Nur hapert es an deren Umsetzung. Hier muss die Handbremse gelöst und dringend die Umsetzung forciert werden“, erklärt Peters. Wichtig sei gleichfalls, den öffentlichen Nahverkehr attraktiver zu machen. „Nur mit dichteren Takten, bedarfsgerechter Linienführung, guten Tangentialverbindungen, einer attraktiven Preisgestaltung und einer intelligenten Vernetzung von Bus und Bahn mit dem Individualverkehr in der gesamten Region wird es gelingen, die Menschen und vor allem die Pendler zum Umstieg zu bewegen“, betont der Vorsitzende. Gleichzeitig müsse die Stadt entschiedener nachhaltige Mobilität durch die Errichtung öffentlicher Ladesäulen für die Elektromobilität fördern. Im privaten wie gewerblichen Bereich müssen dafür gezielt die Voraussetzungen in der Stromversorgung geschaffen werden.

Um Ingolstadt als prosperierenden Wirtschaftsstandort zu erhalten, müssen die einheimischen Betriebe, und dazu zählen gerade auch kleine und mittlere Unternehmen, künftig auf bessere Entwicklungsmöglichkeiten bei den Gewerbeflächen vertrauen können. Wenn das nicht geschehe, drohen nachlassende Investitionen und schlimmstenfalls die Abwanderung, so Peters. „Ohne die Entwicklung verbindlicher Gewerbeflächenkonzepte und Vorhaltung von Flächen – auch für den Wohnbau – kann Zukunft nicht funktionieren“, sagt der Unternehmer. Der Ausschuss sieht vor allem Potenzial bei der Aktivierung brachliegender, innerörtlicher Flächen. Hierbei kann ein strategisches Flächenmanagement, das eingeführt werden müsste, unterstützen. Eine realistische Chance böten auch die Nachverdichtung sowie interkommunale Kooperationen bei Gewerbe- und Wohngebieten.

In Sachen Bildungsstandort unterstützt der IHK-Regionalausschuss die Förderung der Hochschulen in Ingolstadt und Region. Laut Peters müsse aber auch die duale Berufsausbildung stärker ins Blickfeld der Kommunalpolitik rücken. Ohne qualifizierte Fachkräfte leide die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe. Deshalb müsse deutlich mehr für das Image der Berufsschulen getan werden. Peters bezeichnet den baulichen und technischen Zustand als unbefriedigend. Die Stadt sei als Sachaufwandsträger in der Pflicht, beide Schulen zeitgemäß und zukunftsfähig auszustatten.

Um Bürokratieabbau in der Verwaltung zu erreichen, empfehlen die Unternehmer der Stadt, oberbayerischen Beispielen wie Ebersberg oder Traunstein zu folgen. Diese beiden Landkreise haben ihre Verwaltungsabläufe einer Prüfung für das „RAL Gütezeichen Mittelstandsorientierte Kommunalverwaltung“ unterzogen und garantieren beispielsweise einen Bauantragsbescheid innerhalb von 40 Werktagen. „Eine bürokratiearme Verwaltung spart beiden Seiten Zeit und Kosten”, erklärt Peters. Weiterhin müssen auch die digitalen Services in der Verwaltung deutlich ausgebaut werden. Erst das mache eine Verwaltung leistungsstark sowie bürger- und wirtschaftsfreundlich, so Peters.

Mit Blick auf die kommende Wahlperiode muss eine vorausschauende Wirtschaftspolitik die Stadt in die Zukunft begleiten, so der Appell des Ausschusses. Dieser fordert eine klare Standortvision Ingolstadt 2050+, die im Dialog mit der Wirtschaft entwickelt wird. Teile davon müssen ein Tourismuskonzept, ein mutiges Stadtmarketing und Maßnahmen zur Gestaltung einer attraktiven Innenstadt sein. Wir brauchen eine Wirtschaftspolitik, die sich bewusst der kleinen und mittleren Unternehmen besinnt und diese bewusst in ihrer Strategie berücksichtigt. Dafür brauche es eine schlagkräftige Wirtschaftsförderung und eine bessere Verflechtung der Stadt mit den anderen Gebietskörperschaften der Region . Zusätzlich fordert die Wirtschaft, den Dialog untereinander auszubauen. Der IHK-Regionalausschuss als Vertreter des Gesamtinteresses der Wirtschaft sei bei wirtschaftspolitischen Entscheidungen zwingend mit einzubeziehen.