AfD-Versammlungen sind umstritten. Das gilt für politische Inhalte, die dort (womöglich) besprochen werden ebenso wie für die Versammlungsstätten. So ist es kein Geheimnis, dass sich die Rechten auch im Landkreis Pfaffenhofen nicht gerade leicht damit tun, eine Gaststätte zu finden, die sie aufnimmt.
Wirbel im größten Sportverein der Kreisstadt
Nach internen Querelen stand für die Kreis-AfD unter ihrem Vorsitzenden Claus Staudhammer zuletzt die Neuwahl an. Ein erster Anlauf wurde vor etlichen Wochen in einem Gerolsbacher Gasthaus unternommen. Er endete in einem Fiasko, letzten Endes soll der Wirt – so gab es Staudhammer weiter – die AfD-ler schlichtweg vor die Tür gesetzt haben. Am vergangenen Wochenende wurde ein zweiter und letztlich auch erfolgreicher Anlauf unternommen, der AfD eine neue Kreisführung zu verschaffen. Vor den Toren von Pfaffenhofen, wie Staudhammer mitteilte – ganz genau gesagt in der MTV-Gaststätte am Waldspielplatz. Und diese Tatsache sorgt nun für einigen Wirbel im größten Sportverein der Kreisstadt. Denn so manches Mitglied meldet sich sowohl bei der MTV-Geschäftsstelle, beim Vorsitzenden Helmut Reiter oder auch in der Lokalredaktion unserer Zeitung, um seinen Unmut darüber auszudrücken.
Mitglieder drohen mit Austritt
„Die MTV-Vereinsgaststätte als Versammlungsort der AfD – damit können und wollen wir uns nicht abfinden“, meint ein Anrufer, der zwar anonym bleiben möchte, aber seit Jahrzehnten MTV-Mitglied ist und laut eigener Aussage mit seiner Meinung keinesfalls alleine dastehe. Der Mann erwarte eine klare Positionierung der Vereinsführung, zumindest eine Rüge für die Wirtin und die feste Zusicherung, dass sich so etwas nicht wiederholen werde, ergänzt er – und kündigt als Konsequenz notfalls sogar seinen Vereinsaustritt an. „Straßensperren zum Waldspielplatz hoch, Sicherheitskontrollen und Bodyguards der AfD am Eingang in unsere Gaststätte – da gehe ich nicht mehr rein“, unterstreicht er sein Unverständnis.
Pächterin hat alleinige Hoheit
Der MTV-Vorsitzende Helmut Reiter entgegnet auf PK-Anfrage, dass er lediglich eine erboste E-Mail erhalten habe und gibt eine lange Erklärung ab. Der MTV sei zwar Eigentümer der Gaststätte, aber die Hoheit und die Entscheidung, welche Gesellschaften eingelassen würden, obliege alleine der Wirtin. „Ich wusste nichts von dieser AfD-Versammlung“, versichert Reiter – und auch die Pächterin habe „offenbar nicht wirklich realisiert, wen sie da hereinlässt“. Zwar würden am Waldspielplatz immer wieder politische Veranstaltungen stattfinden, fährt Reiter fort, also auch von völlig anderen Gruppierungen. Und solange nichts Sittenwidriges passiere, habe der Verein auch keine Handhabe, Derartiges zu unterbinden. Im Falle der AfD-Versammlung sei manches nicht so verlaufen, wie sich die Wirtin das vorgestellt habe, räumt er aber auch ein.
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Los ging’s um 9 Uhr früh. Im Grunde dachte die Pächterin der Gaststätte wohl, dass mittags alles vorbei sein müsste. „War es aber nicht. Das Ganze dauerte bis 17 Uhr. Darum haben das so viele mitbekommen“, führt Reiter weiter aus. Der Vorsitzende selbst sei abends zum Waldspielplatz gefahren und habe das Gespräch mit der Wirtin gesucht. „Ich habe ihr da künftig mehr Sensibilität ans Herz gelegt“, sagt er. Wenn sich solch eine Anfrage wiederhole, stehe er gerne beratend zur Seite. „Und ich würde ihr zumindest sehr abraten, so etwas noch einmal zu tun.“
Vorsitzender trennt Sport und Politik konsequent
Dabei legt Reiter Wert darauf, Sport und Politik grundsätzlich zu trennen. Wahlplakate seien auf dem MTV-Vereinsgelände generell tabu. „Privat habe ich natürlich eine klare Meinung. Aber als Vereinsvorsitzender bemühe ich mich um Neutralität. Und solange die AfD auf jedem Wahlschein steht, hat man sie im Grunde auch als normale Partei zu behandeln“, findet er. Dennoch sollte es am Waldspielplatz „eine solche Veranstaltung nicht mehr geben“, fährt er fort. Dafür werde er sich einsetzen, auch wenn der Verein auf Entscheidungen in der Gaststätte nur einwirken, diese aber nicht treffen könne.
PK
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