Trotz Tankrabatt ab 1. Juni
Benzin wohl nicht sofort billiger

29.05.2022 | Stand 29.05.2022, 7:33 Uhr
Tankstelle −Foto: dpa

Von Christoph Eberle

Am 1. Juni soll die von der Ampel-Koalition beschlossene Spritpreissenkung in Kraft treten. Und viele Autofahrer fragen sich: Sollte ich davor den Tank noch möglichst leer fahren, um mehr zu sparen? Der ADAC Südbayern rät davon ab - aus mehreren Gründen.
Der Bundesrat hat vor wenigen Tagen grünes Licht gegeben: Ein ganzes Maßnahmenpaket soll finanzielle Erleichterungen im Bereich Steuern, Energie und Verkehr bringen und Familien und ärmere Menschen entlasten. Ein Teil davon ist der Tankrabatt: Die extrem gestiegenen Spritpreise sollen von Juni bis August durch eine Senkung der Energiesteuer gedrückt werden. Benzin könnte damit um rund 35 Cent pro Liter billiger werden und Diesel um etwa 17 Cent pro Liter. Doch wer seinen Tank in der Hoffnung auf günstige Preise komplett leer fährt, könnte dann ausgerechnet zum Pfingstferienauftakt in Bayern entweder kräftig draufzahlen oder ohne Sprit da stehen.
Sinkende Preise mit Zeitverzögerung
Wie Alexander Kreipl, Verkehrs- und umweltpolitischer Sprecher beim ADAC Südbayern, unserer Zeitung gegenüber erklärt, werden die Preissenkungen wohl nur mit Zeitverzögerung beim Verbraucher ankommen. Hintergrund ist die komplexe steuerliche Regelung: „Die Steuer auf Kraftstoffe fällt an, sobald der Tankwagen vom Hof des Zwischenhändlers fährt“, erklärt Kreipl.

Das heißt: Für Treibstoff, der sich vor 1. Juni bereits an den Tankstellen befindet, zählt noch der höhere Steuersatz - ohne Erleichterungen. Und wenn die Tankstelle noch zum alten Preis eingekauft hat, wird sich das auch beim Verkaufspreis bemerkbar machen.

Ein weiterer Faktor, der sogar für kurzzeitig höhere Preise sorgen könnte: „Wenn viele Autofahrer auf den Tankrabatt spekulieren und dann am 1. Juni tanken müssen, könnten Diesel und Benzin an den Tankstellen knapp werden“, so der ADAC-Experte. Angesichts des Ferienstarts rät er dazu, den Tank nicht allzu leer zu fahren - vor allem, wenn es in den Urlaub gehen soll.

ADAC-Sprecher vermutet „Mitnahmeeffekte von Mineralölkonzernen“
Eigentlich gibt es laut Alexander Kreipl aktuell mehrere Faktoren, die dafür sorgen müssten, dass die Preise für Benzin und Diesel generell niedriger sein müssten. Als Beispiele nennt er das aktuelle Verhältnis von Euro zu Dollar sowie den Rohölpreis, der zuletzt zwar wieder etwas angestiegen ist - allerdings nicht übermäßig. „Ich vermute hier Mitnahmeeffekte von Mineralölkonzernen“, sagt der ADAC-Experte.

Ob sich Tanktourismus lohnt, sei immer eine sehr regionale Frage. „Ich rufe gerade aus Tirol an, hier gibt es tatsächlich Unterschiede von 20 bis 30 Cent pro Liter“, sagte er am Wochenende. An der Grenztankstelle im österreichischen Achleiten bei Passau hingegen kostete der Sprit zuletzt ungefähr dasselbe wie in der bayerischen Nachbarstadt. Doch selbst bei einer Ersparnis wie im Beispiel Tirol lohnt sich die Fahrt nicht immer, wenn man alle Faktoren berücksichtigt.