Rund 800 Menschen bei der Anti-Kriegs-Demo am Paradeplatz – Und ebenso viele beim Corona-Spaziergang
Beeindruckendes Zeichen mit Beigeschmack

28.02.2022 | Stand 28.02.2022, 13:43 Uhr
Anti-Kriegs-Demo auf dem Paradeplatz. −Foto: Schmatloch

Von Michael Schmatloch

Wie reagiert man richtig, wie falsch auf den völkerrechtswidrigen, russischen Überfall auf die Ukraine, auf einen Krieg, mit dem der Faschist und Kriegsverbrecher Putin zum Entsetzen der beinahe ganzen Welt die Ukraine und damit Europa überzieht?

Deutschland hat sich dank der Ampel-Koalition bis auf die Knochen blamiert, als es auf Bitten nach Verteidigungswaffen ein paar Helme in die Ukraine geschickt hat. Zynischer geht es nicht und ist kaum anders, als würde man einem Verhungernden einen Löffel in die Hand drücken statt ein Stück Brot. Inzwischen hat die Bundesregierung umgedacht. Auch was die Verteidigungsfähigkeit des eigenen Landes betrifft. Denn unsere Bundeswehr taugt kaum zu mehr, als im Ernstfall den Feind abzulenken, bis Militär kommt. Für eine echte Abschreckung haben wir nichts, wenn man von Außenministerin Baerbock absieht.

Rund 800 Menschen, die sich spontan am Sonntag auf dem Ingolstädter Paradeplatz eingefunden haben, um gegen diesen irrsinnigen und durch nichts zu rechtfertigenden Krieg zu demonstrieren, das ist ein beeindruckendes Zeichen der Solidarität, das Ingolstadt damit gesetzt hat. Dass gleichzeitig auf dem Theaterplatz die Impfgegner ihre übliche Party veranstaltet haben, ist – nebenbei bemerkt – ebenso peinlich wie die Tatsache, dass sich nahe gleich viele Personen am Sonntag zu Corona-Spaziergang trafen.

Anti-Kriegs-Demo auf dem Paradeplatz. −Foto: Schmatloch

Irgendwie unverständlich auch, dass Oberbürgermeister Christian Scharpf nicht an der Anti-Kriegs-Demo teilgenommen hat und stattdessen Bürgermeisterin Deneke-Stoll geschickt hat. Bei so einem Ereignis erwartet man schon, dass der Schmied vorbeikommt und nicht der Schmiedl, wie man in Bayern sagt. Das hinterlässt einen schalen Beigeschmack.

Na ja, Vladimir Putin wird es wurscht sein. So wurscht wie die Tatsache, dass OB Scharpf die Partnerschaft Ingolstadts mit dem Moskauer Zentralbezirk auf Eis gelegt hat. Bei der Demo am Paradeplatz hatte Jakob Schäuble von der FDP sich noch Gedanken gemacht, ob es sinnvoll sei, diese Partnerschaft stillzulegen, kam dann aber zu dem Schluss, dass man damit nur die russische Bevölkerung treffen wurde. „Ich bin ein Feind Putins, aber nicht des russischen Volkes“, meinte er. Und an die Partnerschaft Hand anzulegen, halte er für das falsche Signal.

Anti-Kriegs-Demo auf dem Paradeplatz. −Foto: Schmatloch

„Mir hätte es besser gefallen, wenn der OB als oberster Repräsentant der Stadt an der Demo auf dem Paradeplatz teilgenommen hätte. Das Einfrieren der Städtepartnerschaft mit Moskau halte ich für falsch. Nicht das russische Volk ist das Problem sondern der Kriegsverbrecher Putin und seine Helfershelfer“, steht denn auch als einer der Kommentare in Facebook zu lesen.

 

Anti-Kriegs-Demo auf dem Paradeplatz. −Foto: Schmatloch

Wäre das „einfrieren“ einer Partnerschaft in der Tat ein Zeichen, mit dem man seine Distanz zur Politik eines Landes ausdrückt, dann stellt sich für Ingolstadt natürlich schon die Frage, warum bislang niemand auf die Idee kam, das chinesische Foshan von der Liste zu streichen. Die Verbrechen der chinesischen Führung an den Uiguren und die gnadenlose Verletzung der Menschenrechte wären doch Grund genug.