Baustopp beim Wonnemar: Scharfe Kritik der Stadt

Betreiber will arbeiten am Freizeitbad ruhen lassen - Rathaus bricht Verhandlungen ab

30.05.2020 | Stand 30.05.2020, 6:55 Uhr
Wonnemar-Bauarbeiten −Foto: Eberl

(ty) Kurz vor dem langen Pfingstwochenende und als viele im Ingolstädter Rathaus schon im Feierabend waren, setzte die Interspa-Gruppe als Betreiber des Wonnemar am Freitagnachmittag eine folgenschwere Mitteilung ab: Die Bauarbeiten beim Freizeitbad sind ein weiteres Mal gestoppt worden. Die Reaktion aus dem Rathaus folgte - wohl anders als vom Aussender beabsichtigt - am Abend umgehend, öffentlich und heftig: mit einer scharfen Kritik des Baustopps und dem Abbruch aller laufenden Verhandlungen zum Wonnemar.

Diese seien nun "gescheitert", heißt es in einer städtischen Aussendung. Es werde keine persönlichen Gespräche mehr auf höchster Ebene (wie OB und Geschäftsführung) geben. Die Stadt zieht dem Badbetreiber nach diversen Episoden offenbar für immer den Stöpsel. "Eine Wiedereröffnung des Wonnemar bleibt möglich", heißt es von der Stadt. Die Interspa kommt nach den deutlichen Worten aber wohl nicht mehr als Betreiber infrage.

Seit längerer Zeit wurde hinter den Kulissen zwischen der angeblich in finanzielle Schieflage gerutschten Interspa-Gruppe, die das Wonnemar über eine Tochter betreibt, und städtischen Stellen verhandelt, wie es weitergehen könnte; alles hinter streng verschlossenen Türen, mit Rechtsanwälten an der Seite. Die Stadt ist (wiederum über ihre Tochterfirma Stadtwerke Freizeitanlagen GmbH) unter anderem an der bis jetzt laufenden Modernisierung der Donautherme beteiligt. Sie übernimmt 49 Prozent der Kosten, die 22,7 Millionen Euro betragen sollen.

Über dem Bau hängen schon lange schwarze Wolken. Wie bereits im April berichtet, ist die Interspa-Gruppe nach eigenen Angaben von der Corona-Krise massiv gebeutelt und konnte in ihren fünf Bädern jenseits von Ingolstadt keine Einnahmen mehr erzielen. Damals hieß es von Geschäftsführer Volker Kurz im DK-Gespräch, dass die prekäre Lage nicht die Finanzierung des laufenden Bauprojekts betreffe, sondern ein (damals nicht vorliegender) Betriebsmittelkredit Sorgen bereite. Die Stadt wies am Freitag darauf hin, dass das Ingolstädter Bad ja bereits seit Sommer 2019 wegen des Umbaus komplett geschlossen sei und nicht Corona-bedingt.

Am Freitag machte die Interspa ihrerseits öffentlich: Obwohl sie sich zur Fertigstellung der Baumaßnahme vertraglich verpflichtet hat, leistet sie keine Zahlungen mehr bei der Wonnemar-Sanierung in Ingolstadt. Die Folge ist der Baustopp: "Wir können nicht erwarten, dass die am Bau beteiligten Firmen weiterhin Leistungen erbringen, wenn sie keinen finanziellen Ausgleich erhalten", wird Kurz in der Mitteilung zitiert. Geplante Fertigstellung sollte heuer im August sein. Das dürfte mit dem Baustopp vom Tisch sein. Als Grund für den Schritt nennt die Interspa die ausstehende Umsetzung der Stadtratsbeschlüsse vom 5. Dezember 2019 zur Finanzierung der Fertigstellung der Baumaßnahme". Der damit öffentlich gemachte Vorwurf: Ingolstadt zahle nicht.

Die umgehende Reaktion aus dem Rathaus: Der Wonnemar-Betreiber wiederum erfülle seine vereinbarten Pflichten nicht.

Schon mehrfach ist die Stadt der Interspa bei dem Projekt zur Seite gesprungen. In der Dezember-Sitzung hatte der Stadtrat auf Drängen des Badbetreibers noch einmal den städtischen Zuschuss zu dem zwischenzeitlich ins Stocken geratenen Projekt - das eigentlich schon im Dezember hätte fertig sein sollen - erhöht. Man trug die aufgelaufene Kostensteigerung von 3,8 Millionen Euro anteilig mit; unter bestimmten Voraussetzungen - wie, dass mit dem Generalunternehmer MaussBau weitergearbeitet wird.

Denn nach gegenseitigen Schuldzuweisungen über die Gründe für die damalige Bauverzögerung hatte Interspa - wie berichtet - der renommierten Baufirma im Oktober fristlos gekündigt gehabt; bis Weihnachten ruhten die Arbeiten. Seitdem wurde wieder gearbeitet. Der Bau dürfte geschätzt zu 80 Prozent fertig sein.

Wie lange der neuerliche Baustopp dauert, ist nun die große Frage. Wie viele Kosten durch den Stillstand anfallen, die nächste. Wer sie trägt, wieder eine andere. Wer das Bad betreibt, ein möglich ganz neuer Aspekt. Und wann es öffnet, die allerletzte Frage. DK