Bauern demonstrieren gegen den Entwurf des Insektenschutzgesetzes

10.02.2021 | Stand 10.02.2021, 8:02 Uhr
Die Landwirte, die sich am Montag am Häringhof zu einer spontanen Mahnwache getroffen haben, wollen keine weiteren Einschränkungen dulden. −Foto: Meyer

"Verheerende Folgen für die Landwirte"

(ty) Umweltschutz geht nur mit uns", steht auf dem roten Plakat, dass die Landwirte am Häringhof bei Eichstätt am Montagabend in die Höhe halten. Mit der in nur wenigen Stunden organisierten Mahnwache wollen die Bauern auf ihre Bedenken gegenüber dem Insektenschutzgesetz aufmerksam machen, das die Bundesregierung am Mittwoch erlassen will.

"Geht es nach dem Willen von Bundesumweltministerin Svenja Schulze, sollen die Bewirtschaftung oder notwendiger Pflanzenschutz auf 800000 Hektar in Bayern - und damit auf mehr als 25 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche - verboten oder eingeschränkt werden", schreibt dazu der Kreisverband Eichstätt des Bayerischen Bauernverbandes. Immerhin zehn Landwirte kamen deshalb zu der Kundgebung, die trotz kräftigem Schneefall abgehalten wurde. Sie alle fürchten, dass die pauschalen Regelungen "verheerende Folgen" für die Landwirte in der Region haben werden.

"Die Mahnwache war sehr spontan. Wir kamen am Mittag auf die Idee und haben sie abends gemacht", sagt Johannes Scharl, der stellvertretende Kreisobmann des BBV. Die Landwirte forderten auf dem Häringhof, dem Betrieb von Johannes Scharl, deutliche Korrekturen des geplanten Gesetzes. "Wir brennen nicht nur für die Landwirtschaft, sondern auch für die Artenvielfalt und den Umweltschutz", sagt Scharl, der selbst diverse Flächen für den Naturschutz zur Verfügung stellt.

Und dass das für alle Landwirte gilt, würden laut dem 42-Jährigen die Zahlen in Bayern zeigen: Auf mehr als der Hälfte der Bauernhöfe und rund 40 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche würde nach den Vorgaben der Agrarumweltprogramme gewirtschaftet. "Bei unseren Landwirten werden das Vertragsnaturschutzprogramm und das Kulturlandschaftsprogramm sehr gut angenommen", betont Scharl.

Die von Bundesumweltministerin Schulze vorgeschlagenen Maßnahmen würden laut dem BBV tiefgreifende Einschränkungen bringen: "Insbesondere dort, wo Bauern in Vogelschutz-, Naturschutz- und Flora-Fauna-Habitatgebieten wertvollen Lebensraum für Pflanzen und Tiere geschaffen haben, ihn mit ihrer Arbeit pflegen und erhalten".

In der Region wären durch die neuen Einschränkungen in Naturschutzgebieten, Streuobstflächen, FFH- und Vogelschutzgebieten, an Gewässern und auf artenreichem Grünland immerhin rund 5700 Hektar landwirtschaftliche Fläche betroffen.

"Wir brauchen Kooperation statt neuer Verbote. Denn Naturschutz geht nur mit uns Bäuerinnen und Bauern", erklärt auch Klaus Pröll bei der Kundgebung. Der Landwirt aus Landershofen hat selbst Ackerflächen und Wiesen im FFH-Gebiet und müsste künftig mit den Beschränkungen leben. "Er darf dann nur noch wenige Pflanzenschutzmittel für die Produktion einsetzen", erklärt Scharl. Und das ziehe natürlich deutliche Ertragseinbußen nach sich.

"Auf meinen Flächen wirkt es sich nicht so schlimm aus, weil ich keine Äcker im FFH-Gebiet habe - aber ich habe zur Mahnwache eingeladen, um auf die Situation unserer Landwirte aufmerksam zu machen", so Scharl. Immerhin 2200 Bauernhöfe gebe es derzeit noch im Landkreis Eichstätt. Gut 70 Prozent im Nebenerwerb.

Und hier hat Scharl Angst, dass einige von ihnen durch die zunehmenden Einschränkungen bald das Handtuch werfen. "Es kommt in der Öffentlichkeit ständig so rüber, als ob wir Landwirte, allein weil es uns gibt, für den Tod von Insekten verantwortlich sind", so Scharl.

Zwar sei der vor einem Jahr vorgestellte Gesetzesentwurf, der jetzt beschlossen werden soll, viel diskutiert worden, doch geändert habe sich laut dem Landwirt nichts. "Die Ministerin ist nicht bereit, in das Gespräch mit den Bauern zu kommen."