Auto Hengl gegen den Rest der Welt

Gredinger Werkstattbesitzer will in seinem Laden keine Menschen mit Maske sehen - Vor allem den Kunden droht eine Strafe

27.11.2020 | Stand 27.11.2020, 5:19 Uhr
Schild −Foto: Luff

Gredinger Werkstattbesitzer will in seinem Laden keine Menschen mit Maske sehen - Vor allem den Kunden droht eine Strafe

Von Volker Luff

Während in Berlin und München um neue Regularien wegen der Corona-Pandemie gerungen wird, leistet Klaus Hengl Widerstand im Kleinen - nämlich in seiner Autowerkstatt in Greding. Er ist erklärter Gegner der Maskenpflicht. Und macht dies mehr als deutlich. "Das Betreten mit einer Maske (,Söderwindel') ist nicht gestattet!" Diese unmissverständlichen Worte prangen an der Eingangstür zum Büro der freien Werkstatt. Er wolle nicht mit jemandem reden, dessen Gesicht er zu drei Vierteln nicht sehe, bekräftigt Klaus Hengl im persönlichen Gespräch. Dass ihn am Donnerstagvormittag die Polizei besucht, um ihm ins Gewissen zu reden, ficht ihn nicht an. Er sei ein freier Bürger, sagt Hengl. Und könne in seinem Geschäft verfahren, wie er es für richtig halte.

Bedingt ist das sogar richtig. "Es gibt eine Maskenpflicht", sagt Andrea Raithel, die Pressesprecherin des Landratsamts. Die könne der Betrieb nicht mit Verweis auf sein Hausrecht aushebeln. Aber: Den Mund-Nasen-Schutz aufzusetzen, sei Sache jedes Einzelnen. Der Kunde, der Hengls Aufforderung nachkommt und die Maske abnimmt, kann demnach mit einer Geldbuße in Höhe von 250 Euro belangt werden.

Wo kein Kläger, da kein Beklagter. Klaus Hengl vergleicht die Weigerung, eine Maske aufzusetzen, mit dem Auto zu schnell zu fahren. Die meisten würden nicht belangt. Dabei gefährde man sich und andere Menschen durch Raserei viel mehr als durch ein freies Gesicht. Findet Hengl. Im Gegenteil sei das Tragen einer Maske gesundheitsgefährdend für den Träger - das sei durch Studien bewiesen. Überdies habe das Stück Stoff vor Mund und Nase keinerlei Wirkung auf die Ansteckungsgefahr, das habe man zu Beginn der Pandemie doch gesehen. Damals wurde explizit abgeraten. "Und wenn das Virus so tödlich wäre wie behauptet, wären wir alle doch schon im März gestorben."

Klaus Hengl fühlt sich im Recht. Wie er mit der Maskenpflicht in seinem Geschäft umgehe, sei seine Sache, sagte er. 99 Prozent seiner Kunden sähen die Maskenpflicht ebenso kritisch oder hätten zumindest kein Problem mit seiner Einstellung. Seit April schon verfahre er so. "Bisher haben sich genau zwei Leute aufgeregt." In einem Fall geht er sogar davon aus, dass er absichtlich provoziert worden sei, denn der Mann habe zunächst lange mit ihm ohne Maske geredet, sie aber dann beim Gehen aufgesetzt. Außerdem: Abgewiesen habe er noch keinen Kunden, so Hengl.

Genau das bestreitet derjenige, der sich an unsere Zeitung gewandt hat, da der Werkstattbesitzer willentlich andere Menschen gefährde. "Definitiv" sei ein Kunde abgewiesen worden, "er hat seine Reifen wieder mitgenommen". Auch im Internet findet sich ein Eintrag, der Bände spricht, nämlich bei den Google-Rezensionen. Ihr Freund sei gebeten worden, "den Mund-Nasen-Schutz abzunehmen oder die Werkstatt zu verlassen", schreibt dort eine Frau. Der Eintrag ist zwei Monate alt. Als Ortsfremde, die nicht gewusst hätten, wohin sie sich sonst wenden könnten mit ihrem "Autoproblem", hätten sie ein großes Problem gehabt. "Gefährdung für Mitmenschen und eigene Personen im Straßenverkehr und der momentanen Situation. Einfach unglaublich", so der Kommentar der Beschwerdeführerin. Hengls schriftliche Antwort ist ebenso knapp wie deutlich: "Wenn ich den Planeten der Affen sehen möchte, schalte ich den Fernseher ein. Die Züchtigung von Idioten will ich nicht sehen!"

Derart heftig reagiert er im Gespräch - wenige Minuten nach der Visite der Hilpoltsteiner Polizei - nicht, im Gegenteil. Hengl wirkt reflektiert, sein Tonfall ist ruhig - doch in der Sache sieht er sich im Recht. Das sei seine Werkstatt, irgendeine Verordnung könne daran nichts ändern. Selbst Behörden und Polizei wüssten das, weshalb sie in den vergangenen Monaten nichts unternommen hätten - obwohl jeder von den Zetteln an seiner Werkstatttür gewusst habe.

Er habe kürzlich mit Hengl gesprochen, bestätigt der Gredinger Bürgermeister Manfred Preischl (FW). Und ihm mitgeteilt, dass er ihn Polizei und Gesundheitsamt melden werde; er habe ihm allerdings etwas Kulanzzeit eingeräumt. "Das hat er zur Kenntnis genommen."

Von einer Kulanz will Matthias Stößl, der neue Polizeichef in Hilpoltstein, nichts wissen. Seine Kollegen hätten die Sache mit Bildern dokumentiert, jetzt gehe alles ans Landratsamt. Dort werde geprüft, ob ein ahndungswürdiges Vergehen vorliege.