Auf in einen richtig traurigen Frühling

Stadt sagt Bierfest und Kulturig-Festival ab – Entscheidungen über Pfingstvolksfest und Zam-Fest stehen noch aus

01.04.2020 | Stand 01.04.2020, 17:37 Uhr
Fest zum Reinen Bier
Fest zum reinen Bier −Foto: SCHMATLOCH

Stadt sagt Bierfest und Kulturig-Festival ab – Entscheidungen über Pfingstvolksfest und Zam-Fest stehen noch aus

Es war die vermutlich kürzeste Ausschusssitzung in der Geschichte der Demokratie in Ingolstadt. Sieben Minuten tagte heute der Finanzausschuss unter strengen Infektionsschutzregeln im Festsaal: Beschlussfähige Minimalbesetzung, Einzeltische mit weitem Abstand, auch der Vorsitzende, die Referenten und Amtsleiter wahrten Distanz. Ein Szenario wie vor zwei Wochen bei der ersten Stadtratssondersitzung im Corona-Ausnahmezustand - mit einer Veränderung: Diesmal trugen fast alle im Festsaal Atemschutzmasken. Der Bitte, sich kurz zu fassen, kam jeder nach. Keine Diskussionen. Obwohl es die Entscheidungen in sich haben. Doch in der jetzigen Situation müssen sie sein.

Das Fest zum Reinen Bier (24. bis 26. April) wird ohne Ersatztermin abgesagt, weil es auf den Georgitag (23. April) ausgerichtet ist. Das Brauchtumsfestival Kulturig (15. bis 17. Mai) und die Literaturtage fallen ebenso ersatzlos aus. Der Finanzausschuss stimmte diesen Empfehlungen des Aufsichtsrats der Ingolstädter Veranstaltungsgesellschaft einstimmig zu.

Zwei Entscheidungen stehen noch aus: Wird das Pfingstvolksfest von 29. Mai bis 7. Juni gefeiert wie geplant? Und was ist mit dem Zam-Fest? Das kleine Bürgerfest soll am 11. und 12. Juli stattfinden. Diese Fragen beantworten der Aufsichtsrat und der Stadtrat "spätestens Anfang Mai", heißt es.

Das Kulturleben ruht. Stadttheater, Kulturzentrum Halle 9 und Neue Welt haben zunächst bis 19. April den Betrieb komplett eingestellt, auch die Georgier geben in der Zeit des "Lockdown" keine Konzerte. Seither wurde versucht, möglichst viele von der Sperre betroffene Veranstaltungen zu verschieben, um eine Absage zu verhindern. Das gelang bei den Kabaretttagen, die im Herbst stattfinden, die Tanztage müssen allerdings ausfallen. Derzeit geht die Stadt fest davon aus, dass auch nach dem 19. April keine Veranstaltungen über die Bühne gehen dürfen. Eine Lockerung der Abwehrmaßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus wird der Verwaltung zufolge schrittweise erfolgen. Bei Großveranstaltungen, wo sich Tausende dicht begegnen, sei noch länger mit massiven Einschränkungen zu rechnen. "In welcher Form ist heute noch nicht in ausreichendem Maß abschätzbar. "

Die finanziellen Auswirkungen der Absagen sind für mehrere Berufsgruppen und Wirtschaftszweige enorm bis katastrophal. Die Veranstaltungsgesellschaft rechnet mit einer Ergebnisbelastung von 100 000 bis 150 000 Euro, wegen des schleppenden Kartenverkaufs drohe das Minus noch größer zu werden. Künstler, Veranstaltungstechniker, Schausteller, Gastronomen, Marketingagenturen und weitere sind "massiv betroffen", schreibt die Verwaltung. Ein Großteil von ihnen erziele derzeit gar keinen Umsatz, der auch nicht nachgeholt werden könne. Ersatzlose Absage bedeutet ersatzloser Ausfall.

"Für die wirtschaftliche Lage und Entwicklung dieser betroffenen Gruppen nimmt die Gemeinnützige Ingolstädter Veranstaltungs GmbH eine wichtige Rolle ein", heißt es in der Vorlage. "Die Hoffnung und die Erwartungshaltung ist, dass man möglichst bald beruflich und wirtschaftlich wieder aktiv werden darf."

Von Christian Silvester