Audi trauert um seinen "Fliegenden Finnen"

28.02.2021 | Stand 28.02.2021, 16:25 Uhr
Fliegender Finne: Bei der Akropolis-Rallye wirbelte Hannu Mikkola 1984 viel Staub auf und wurde damals mit Audi Markenweltmeister. −Foto: ty

Rallye-Weltmeister Hannu Mikkola gestorben

(ty) Er war der erste aus dem Fahrerzirkus der Rallye-Weltmeisterschaft, der das Potenzial vollends erkannte, der als erster bei den Ingolstädtern unterschrieb, den ersten Rallye-WM-Sieg und dann auch den ersten Fahrertitel für Audi holte.

Hannu Mikkola, der am Freitag - wie seine Familie am Wochenende bekannt gab - im Alter von 78 Jahren gestorben ist, wird für immer untrennbar mit Audis Aufstieg zu einen mythischen Autobauer verbunden sein.

Der Finne war schon viele Jahre eine Rallyegröße, als er zu den Ingolstädtern stieß und dort wertvolle Pionierarbeit für jene hochgezüchtete Maschine leistete, die wie ein Orkan über die Rallye-Szene hinwegfegen sollte: der Audi Quattro mit seinem revolutionären Allradantrieb.

Der Finne saß am Steuer, als das 310-PS-Geschoss bei der Rallye Monte Carlo seine ersten WM-Wettbewerbskilometer herunterspulte. Und wie: Nach zehn Kilometern auf der ersten Wertungsprüfung im Schnee der französischen Alpen hatten Mikkola und sein treuer schwedischer Beifahrer Arne Hertz die Minute Vorsprung auf den vor ihnen gestarteten Lancia Stratos aufgeholt - und überholt.

Die Konkurrenz erstarrte in Ehrfurcht. Ein Unfall bremste den König der "Fliegenden Finnen" zwar auf der "Monte" aus. Doch beim zweiten Start kurz darauf bei der Rallye Schweden fuhren Mikkola/Hertz den Premierenerfolg für die Ingolstädter ein.

Zehn Rallye-Siege sollten es für Mikkola im Quattro insgesamt werden. Keine schöner, als die vier im Jahr 1983, mit denen er sich zum Weltmeister krönte, der erste Fahrertitel für ihn und Audi. Und das mit 41 Jahren, so alt wie keiner davor und danach.

Und auch Mikkolas letzter Rallye-Erfolg überhaupt war einer für die Geschichtsbücher: Nach dem erzwungenen Ende der Gruppe-B-Monster pilotierte der damals 44-Jährige einen fast schon serienmäßigen Audi 200 zum Sieg auf den 4000 Kilometern der brachialen Safari-Rallye 1987, einem der härtesten Rennen auf dem Globus. Kurz darauf stieg Audi aus der Ralle-Welt aus und kehrte bis jetzt nicht zurück.

Bei der "Safari" verwies Mikkola einen gewissen Walter Röhrl - wie schon in der Gesamtwertung 1983 - auf Platz zwei. Über viele Jahre war der Regensburger Doppel-Weltmeister ein Teamkollege wie auch Rivale auf der Piste. "Einer der ganz Großen hat uns verlassen", würdigte Röhrl am Samstag seinen Freund, den er als "Gentleman der Rallyfahrer" und als "eines meiner Vorbilder" bezeichnete. 1972 bei der Olympia-Rallye habe er sich damals gar nicht getraut, den damaligen Star Mikkola anzusprechen, verdeutlichte Röhrl den Stellenwert des Finnen.

Zusammen wurden die beiden Motorsportlegenden 2011 in die Hall of Fame aufgenommen. Mikkola erlag am Freitag einem Krebsleiden. Er hinterlässt seine Frau Arja und seine Söhne Juha und Vesa.