Spekulationen zu belgischem Werk
Audi-Standort Brüssel: Gut ausgelastet – aber intern nicht unumstritten

06.02.2024 | Stand 06.02.2024, 7:46 Uhr

Audi-Band im belgischen Brüssel. Foto: Audi

Neue Woche, neuer Aufreger: Der seit der Dieselkrise etwas aus dem Tritt gekommene Ingolstädter Autohersteller Audi (häufige Wechsel im Vorstand, Probleme mit neuen Modellen, Sorgen um das China-Geschäft, interne Umstrukturierungen) ist offenbar bei nationalen Medien immer wieder für ein Aufreger-Thema gut.



So meldete am Wochenende die „Automobilwoche“, das Audi-Werk im belgischen Brüssel habe mit erheblichen Einschnitten zu rechnen. Augenblicklich wird dort das Model Q8 e-tron gefertigt. Diese Fertigung soll nach von der Automobilwoche kolportierten Gerüchten nach Mexiko und China verlagert werden; in Mexiko allerdings nicht ins Audi-Werk in San José Chiapa, sondern ins VW-Werk in Puebla.

„Brüssel ist aktuell gut ausgelastet“



Bei Audi zeigte man sich auf Nachfrage etwas verwundert über den Bericht. Offiziell erklärte eine Audi-Sprecherin gegenüber unserer Zeitung zu Brüssel: „Der Standort ist aktuell gut ausgelastet. Im Dezember 2022 startete dort die Produktion des Audi Q8 e-tron und des Q8 e-tron Sportback, beide Modelle befinden sich am Anfang ihres Lebenszyklus.“ Man arbeite in enger Abstimmung im Volkswagen-Konzern kontinuierlich an einer optimalen Werkebelegung für das weltweite Produktionsnetzwerk. Und weiter: „Wir prüfen aktuell verschiedene Szenarien für eine mittelfristige Folgebelegung. Wir befinden uns auf einem guten Weg und werden im Rahmen der nächsten Planungsrunden über die Ergebnisse informieren.“ Offenbar sind die Gerüchte also zumindest derzeit haltlos.

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Dabei ist es kein Geheimnis, dass in Zukunft die strikte Trennung der einzelnen Volkswagen-Werke nach Marken immer mal wieder aufgeweicht werden dürfte. Schon jetzt laufen in Zwickau der VW ID.4, ID.5 und Audi Q4 e-tron gemeinsam vom Band. Auch kein Geheimnis ist, dass der Standort China (wie bereits vergangene Woche berichtet) sowohl bei der Fertigung als auch bei der Entwicklung ein noch größeres Gewicht im Volkswagen-Konzern erhalten dürfte.

Werk in Brüssel spekulationsumworben



Und schließlich ist das Werk in Brüssel immer wieder für eine Spekulation gut. In der belgischen Hauptstadt wurden nach dem Zweiten Weltkrieg deutsche und US-amerikanische Autos in Lizenz gefertigt; schließlich übernahm Volkswagen das Werk ganz und baute dort erst den Käfer, später vor allem den Golf. Als der Golf dort ab dem Ende des 2000er-Jahrzehnts nicht mehr gefertigt wurde, stand die Zukunft des Werks auf der Kippe. Da aber sprang Audi ein – zu dieser Zeit von Erfolg zu Erfolg und von Rekord zu Rekord eilend. Seit 2007 gehört das Brüsseler Werk mit seinen derzeit rund 3000 Beschäftigten zu Audi. Der hochmoderne Standort fungierte als Pionier in Sachen Fertigung vollelektrischer Autos und hat eine eigenen Batteriemontage. Gleichwohl ist der Standort Brüssel wegen der hohen Lohnkosten schon seit der Übernahme 2007 Audi-intern immer wieder in der Diskussion.