Auch GWG dreht an der Preisschraube

Im frei finanzierten Wohnungsbau sind Erhöhungen bei Mieterwechsel geübte Praxis

17.02.2020 | Stand 17.02.2020, 7:26 Uhr
geld2 −Foto: Andreas Hermsdorf/pixelio.de

Im frei finanzierten Wohnungsbau sind Erhöhungen bei Mieterwechsel geübte Praxis

Ohne die Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft (GWG) wäre der Mietmarkt in Ingolstadt noch wesentlich angespannter, als er durch den Zuzugsdruck der vergangenen Jahre zuletzt zweifelsfrei gewesen ist. Die Anstrengungen des kommunalen Unternehmens beim Neubau staatlich geförderter Wohnungen sind nach wie vor erheblich - und doch besitzt die GWG auch etliche frei finanzierte Einheiten, bei denen die Mieten durchaus marktüblich sind. Deutliche Preisanhebungen bei Neuvermietungen sind dort möglich und sogar gängige Praxis - was bei einem Mieterwechsel schon mal zu Irritationen führt: Ist es schicklich und vertretbar, dass ein öffentliches Unternehmen da so zulangt?
Ein (vormaliger) Mieter der Gesellschaft, der zum Jahreswechsel seine Wohnung im frei finanzierten GWG-Komplex am Viehmarktplatz aufgegeben und dieserhalb einen Nachmieter gesucht hatte, berichtete dem DK jetzt von seinen Erfahrungen. Seine bisherige Wohnung (53 Quadratmeter, zuletzt rund 520 Euro kalt) sei bei der Neuvermietung gleich um gut 60 Euro, also um rund zwölf Prozent, teurer geworden, so sein Kenntnisstand. "Ich verstehe nicht, dass hier die GWG als Mietpreistreiber auftritt", schrieb der Mann an seinen vormaligen Vermieter. Die Gesellschaft "vergisst völlig ihren sozialen Auftrag", heißt es im Schreiben an die Redaktion.
GWG-Geschäftsführer Peter Karmann glaubt nicht, dass er sich den Schuh, Preistreiber zu sein, anziehen muss. Er verweist darauf, dass für frei finanzierte Wohnungen der Gesellschaft (nur rund 330 der insgesamt derzeit 7300 GWG-Wohneinheiten) halt auch die Gesetze des Marktes gelten müssen - die gelten nämlich auch bei der Erstellung von Neubauten. Wie praktisch jeder Bauherr muss die kommunale Gesellschaft seit Jahren allenthalben Preissteigerungen der Bauwirtschaft hinnehmen. Wo allein mit Kapital des Unternehmens gewirtschaftet wird, also keine Zuschüsse der öffentlichen Hand im Spiel sind, werden Preissteigerungen eben auch bei den Mieten abgebildet, so die einfache Rechnung.
Besagter Mieter hatte sich auch vor dem Hintergrund über den Mietanstieg beim Wechsel gewundert, dass er selber noch zum Mai 2019 eine Erhöhung um rund 7,5 Prozent hatte hinnehmen müssen. Er rechnet vor, dass seine vormalige Wohnung den Nachmieter auf elf Euro kalt pro Quadratmeter kommt - durchaus stattlich.
Doch die Wohnqualität in der Anlage am Viehmarktplatz sei eben auch deutlich höher als im sozialen Wohnungsbau, argumentiert Peter Karmann. Er erinnert sich, dass diese Wohnungen im Nordosten seinerzeit in einer Phase konzipiert wurden, als die GWG bei weitem nicht die Nachfrage nach günstigem Wohnraum verspürte wie zuletzt. Man habe damals auch ein Angebot für etwas besser situierte Bürger schaffen wollen und dafür neben dem Komplex am Viehmarktplatz (231 Einheiten) noch die Wohnanlage an der Hinterangerstraße (Südviertel, knapp 100 Einheiten) geschaffen. In diesen Anlagen seien heute Quadratmeterpreise von 11 bis 12 Euro, in der Spitze auch schon mal 12,50 Euro, üblich. Erhöhungen bei Mieterwechseln blieben aber immer unter der gesetzlich maximal erlaubten Marke von 15 Prozent.
Die GWG hatte die Anlage am Viehmarktplatz über mehrere Jahre erstellen lassen und so auch eine entsprechende Preissteigerung von Abschnitt zu Abschnitt hinnehmen müssen. Man sei in der Gesellschaft allerdings der Auffassung, dass die Mieter in einem Komplex mit gleicher Wohnqualität letztlich auch in etwa ähnliche Mieten zu zahlen hätten, sagt der Geschäftsführer. Insofern habe hier über die Zeit auch eine Angleichung stattgefunden.
Letztlich, so argumentiert Peter Karmann, komme die GWG im frei finanzierten Bereich eben nicht daran vorbei, nach wirtschaftlichen Faktoren zu kalkulieren. Das werde auch von den Gesellschaftern so erwartet. Neben der Stadt, die die Mehrheitsanteile besitzt, sind auch die Audi AG (10 Prozent), die Sparkasse Ingolstadt-Eichstätt (6,3 Prozent ) und vier weitere Gesellschafter mit insgesamt 1,6 Prozent an der Gemeinnützigen beteiligt.

Von Bernd Heimerl