Antikörpertest im Dorfstadel

Ingolstädter Arzt Heinz Gärber stößt mit Gruppen-Testung auf Immunität gegen Covid 19 auch auf Kritik

28.04.2020 | Stand 28.04.2020, 8:38 Uhr
Labor −Foto: Michael Bührke / pixelio.de

Ingolstädter Arzt Heinz Gärber stößt mit Gruppen-Testung auf Immunität gegen Covid 19 auch auf Kritik

Normalerweise bietet der Dorfstadel Brunnenreuth die passende Bühne für die Aufführungen der örtlichen Theatergruppe. Auch viele weiteren Festivitäten werden gerne vor der volkstümlichen Kulisse des Dorfstadels abgehalten. Gegenwärtig freilich sind derlei Festivitäten wegen der Corona-Krise abgesagt. Doch am vergangenen Samstag diente der Dorfstadel als Bühne für einen gänzlich anderen Zweck. Der Ingolstädter Arzt und Homöopath Heinz Gärber hatte zusammen mit Medsyne, einer erst Anfang April gegründeten Gemeinnützigen Gesellschaft für medizinische Synergetik mbH, zum Antikörper-Gruppentest auf Covid 19 aufgerufen. Rund 140 Menschen sind der Einladung gefolgt und ließen einen Tropfen ihres Blutes - auf eigene Kosten - auf mögliche Immunität testen.

Der Applaus für die Aktion von offizieller Seite hielt sich in Grenzen. In der Führungsgruppe Katastrophenschutz, der neben Vertretern städtischer Ämter und Gesundheitsreferent Rupert Ebner auch der Versorgungsarzt Siegfried Jedamzik angehört, rief die Privatinitiative Irritationen hervor - was nicht zuletzt damit zu tun haben dürfte, dass der Homöopath Gärber auch als erklärter Impfgegner bekannt ist. Jedamzik kündigte an, er werde die Kassenärztliche Vereinigung und die Landesärztekammer auf die Aktion aufmerksam machen. Dagegen, Daten zu sammeln, die Aufschluss über den Stand der Durchseuchung geben, sei im Grunde nichts einzuwenden. Jedamzik sieht es aber als "staatliche Aufgabe, im Rahmen einer epidemiologischen Studie zu schauen, wie der Immunstatus ist". Bei dem im Dorfstadel erfolgten Test vermutet er neben standesrechtlichen auch datenschutzrechtliche Probleme.

Die Daten werden anonymisiert, erklärte Heinz Gärber gestern. Lediglich Postleitzahl, Geschlecht und Alter seien abgefragt worden. Und, ob ein Abstrichergebnis vorliege beziehungsweise, falls man bereits erkrankt gewesen sei, wie ausgeprägt die Symptome gewesen seien. Er hätte die Aktion gerne in Zusammenarbeit mit der Führungsgruppe gemacht, so Gärber weiter. "Ich habe die geneigten Herren vor drei Wochen persönlich informiert." Er habe angefragt, ob es nicht Sinn machen würde, das Personal des Klinikums und der Rettungsdienste auf Antikörper zu testen. Eine Reaktion auf seine Mail habe er nicht bekommen.

Die gemeinnützige Medsyne GmbH hat das Ziel, eine Datenbank aufzubauen, die dazu dienen soll, valide und zuverlässige Informationen der Durchseuchung aus einer breiten Schicht der Bevölkerung zu erhalten. Hinter der Gesellschaft stehen der auf dem Gebiet der Homöopathie tätige Fürstenfeldbrucker Arzt Thomas Quak und der Unternehmer Karl-Heinz Jansen. In mehreren Städten wurden bereits Antikörpertests vorgenommen - unter anderem bei 150 Fürstenfeldbrucker Feuerwehrleuten. Der zur Anwendung kommende Cleartest Covid 2019 weist nach Angaben des Herstellers eine Sensitivität von 100 Prozent und eine Spezifität von 98 Prozent auf. Er zeige demnach mit 98-prozeniger Sicherheit an, ob die Testperson Antikörper gegen Covid 19 hat.

Die momentane Einschränkung von Grundrechten basiere auf einer "lächerlichen Datenlage", findet Gärber. Zur Debatte um die Genauigkeit des Antikörpertests zitiert er die WHO. Diese habe sich jüngst nicht gegen den Test ausgesprochen, sondern lediglich davor gewarnt, sich in falscher Sicherheit zu wiegen. Gesundheitsreferent Ebner, der die Aussagekraft von Antikörpertests kritisch sieht, drückte es so aus: Der Test zeige an: "Du bist dem Virus vielleicht begegnet."

Von Ruth Stückle