Nacheinander huschten Ryan Malone, Tim Heike, Maximilian Dittgen, Pascal Testroet, Mattis Hoppe und Niclas Dühring nach dem 4:2-Sieg des FC Ingolstadt gegen den VfL Osnabrück aus der Heimkabine.
Das ergab ein etwas skurriles Bild: Der Schwung an verletzten oder sich im Aufbautraining befindlichen Gratulanten war – etwas überspitzt formuliert – beinahe schon so groß wie die Anzahl der derzeit fitten Profikicker, die das Schlusslicht bezwungen und ihre Ungeschlagen-Serie in der 3. Liga auf den Vereinsrekord von acht Partien ausgebaut hatten. Doch es gibt auch Sorgen.
Waren die Schanzer noch ohne Verletzungsprobleme durch die Vorbereitung gekommen, sind sie personell derzeit arg gebeutelt: Neben dem oben genannten Sextett fehlten gegen Osnabrück auch Moritz Seiffert, Max Besuschkow und Yannick Deichmann. Bei Heike (seit Anfang Oktober mit einer Wadenverletzung außer Gefecht), Testroet (Oberschenkel) und Dühring (kurzfristig wegen einer leichten Blessur ausgefallen) hofft FCI-Trainerin Sabrina Wittmann auf eine baldige Rückkehr.
FC Ingolstadt hat sich gefangen
Nach einem sehr wackligen Saisonstart haben sich die Schanzer gefangen und können ihre Position im Aufstiegsrennen (Rang sechs, 23 Punkte) im Jahresendspurt nun weiter verbessern. Sogar Rang eins (Energie Cottbus, 27 Punkte) liegt plötzlich wieder in Sichtweite, Relegationsrang drei (Dynamo Dresden/26) ohnehin. Die Fans haben guten Laune – und eine klare Meinung, wer in Zukunft FCI-Präsident sein sollte.
Bei ihrer Aufholjagd hoffen die Ingolstädter wieder auf einen schlagkräftigeren Kader, der nicht wie zuletzt notgedrungen mit Nachwuchsspielern aufgefüllt werden muss. „Alle, die heute dabei waren und die Verletzten kompensieren, machen es echt gut. Sie hauen sich rein und verdienen sich ihre Einsätze“, lobte Keeper Marius Funk die Youngster um Berkay Öztürk (19) und Elias Decker (18), die nach ihrem Drittliga-Debüt beim 4:0-Sieg in Hannover nun erstmals vor eigenen Fans bei den Profis aufliefen.
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Viele junge Spieler beim FCI – zu viele?
Mit Micah Ham (18), Davide Sekulovic (20), Kurt Pestel (19) und Mustafa Özden (18) saßen vier weitere Nachwuchsspieler auf der Ersatzbank. Max Plath (19) und der noch 17-jährige Deniz Zeitler (zwei Assists gegen Osnabrück) sind bei den Profis längst etabliert. Davon profitierte erneut Sebastian Grönning bei seinen Saisontoren neun und zehn zum zwischenzeitlichen 2:0 und 3:0. „Deniz und ich verstehen uns auf dem Platz sehr gut“, gab sich der Däne, der zusammen mit Energies Timmy Thiele die Torschützenliste der 3. Liga anführt, zufrieden.
Zum Scherzen war auf Schanzer Seite niemand aufgelegt, die Schlussphase hatte ihre Spuren hinterlassen. Binnen 46 Sekunden fing sich der FCI durch Ba-Muaka Simakalas Kopfball und Dave Gnaases Flachschuss zwei Gegentore und half einem bereits am Boden liegenden Gegner wieder auf die Beine. „Ich bin froh über den Sieg, aber angepisst von den letzten 30 Minuten des Spiels“, erklärte Funk, dessen Hoffnung auf sein zweites Zu Null in dieser Saison jäh zerplatzte. „Wir haben einen Tick weniger gemacht, das können wir uns in dieser Liga nicht erlauben“, schimpfte der Keeper, beruhigte sich aber schnell: „Mit einem Sieg im Rücken lässt sich besser drüber schwätzen als bei einer Niederlage.“
FCI-Trainerin Wittmann übt nach 4:2-Sieg Kritik
Und das werden die Schanzer, wie Wittmann ankündigte. „Wir führen 4:0, haben sogar die Chance auf das 5:0. Das muss auf jeden Fall reichen. Durch die beiden Gegentore wurden wir ganz klar und total hart betraft. Das hat uns total ins Rütteln gebracht, und darüber ärgern wir uns. Auf unserem Weg ist das auf jeden Fall ein kleiner Schönheitsfleck“, kritisierte sie.
Immerhin: So richtig unschön wurde es nicht. Weil VfL-Akteur Timo Beermann, der FCI-Kapitän Lukas Fröde umsprang und mit der Roten Karte vom Platz musste, seiner Mannschaft einen Bärendienst und den Schanzern einen Gefallen erwies. Auf ähnliche Aussetzer sollten die Ingolstädter am kommenden Freitag (19 Uhr/Magenta Sport) bei Arminia Bielefeld (Platz vier, 26 Punkte) nicht hoffen. Wenn sie so spielen wie in den ersten 60 Minuten, müssen sie das aber auch nicht.