An der frischen Luft

In Ingolstadt sollen Sporthallen ohne Wände gefördert werden - mit diesem Vorstoß rennt die Stadtspitze offene Türen ein

15.01.2020 | Stand 15.01.2020, 8:32 Uhr
Kalt −Foto: Hauser

In Ingolstadt sollen Sporthallen ohne Wände gefördert werden - mit diesem Vorstoß rennt die Stadtspitze offene Türen ein

Von Christian Rehberger

Sein Herz für den Vereinssport hat OB Christian Lösel - seines Zeichens ehemaliger ERC-Präsident - nun vollends wiederentdeckt, wie er in seinen Reden bei den Neujahrsempfängen seiner CSU und dem der Stadt am Montag zu erkennen gab: Ein Förderprogramm soll das andere ergänzen. Denn nicht nur sollen - wie berichtet - die Bezirkssportanlagen auf Vordermann gebracht werden. Es kommt - wie ebenfalls berichtet - ein Erneuerungsprogramm für Brachflächen (alte Tennisplätze etwa), das Lösel nun noch mit einem Vorschlag des Bayerischen Landessportverbandes (BLSV) ergänzen und den Bau von Kaltlufthallen fördern will.

Diese Freilufthallen haben, so führte der OB in seiner Neujahrsrede aus, ein Dach, aber die Seitenwände sind eben offen. Es ist ganzjährig dort witterungsunabhängig Sport an der frischen Luft möglich. Und zwar so ziemlich alles, was man sich an Ballsportarten vorstellen kann. Der Rest eben nach Bodenbelag. Der Clou ist aber neben der ökologischen Variante (keine Heizung, Photovoltaikanlage aufs Dach) der Kostenfaktor: Je nach Ausstattung/Boden ist so eine Anlage für zwischen 300 000 und 600 000 Euro zu bekommen, also ein Bruchteil dessen, was eine normale Sporthalle kosten würde. Aufzubauen sind Freilufthallen zudem nicht einmal in einem Vierteljahr.

Mit einer entsprechenden Förderung soll der Bau den Ingolstädter Verein schmackhaft gemacht werden. Zu den üblichen 20 Prozent durch den BLSV könnte der städtische Anteil von sonst 20 auf 40 oder vielleicht sogar mehr Prozent aufgestockt werden. Man versetze "die Vereine in die Lage, Hallen schnell und bedarfsgerecht selbst zu erreicht und zusätzliche Kapazitäten für den Breitensport im Eigentum zu schaffen", umschrieb es der Rathauschef.

Der BLSV-Kreisvorsitzende Tobias Nixdorf sagt es angesichts der in Aussicht gestellten Förderrate etwas deutlicher: "Also wenn die Vereine dann nicht bauen, weiß ich auch nicht mehr." Das sollte im Budget jedes größeren Vereins drin sein. "Wir wollen die Vereine auch wieder dazu ermutigen, die Initiative zu ergreifen." Mal abgesehen von der Alpenvereinssektion Ringsee (Kletterhalle/Alpenvereinszentrum) wurde von Ingolstädter Sportvereinen in den vergangenen Jahren kein größeres Bauprojekt mehr umgesetzt. Nixdorf könnte sich auch gut Kooperationen vorstellen: Die einen haben das Geld, die anderen den Platz (wie eine Brachfläche). "Das Kaltlufthallenprogramm ist da die Kirsche auf der Torte", findet er.

Vielleicht könnte damit ja auch ein inzwischen vollends ins Stocken geratenes (Modell-) Projekt in Ingolstadt doch noch umgesetzt werden. Zwischen ERC-Stammverein mit seiner Skaterhockeyabteilung und dem TSV Nord hatte sich ein Abkommen angedeutet. TSV-Vorsitzender Christian De Lapuente hat sich von seiner Mitgliederversammlung einen Grundsatzbeschluss geben lassen, vier seit Jahren unbenutzte Tennisplätze dem ERC (unter gewissen Voraussetzungen wie die Mitnutzung) für den Bau einer Skaterhockeyhalle zur Verfügung zu stellen. Beim Eishockeyverein blieb das Vorhaben allerdings wegen der finanziellen Belastung in der Warteschleife hängen. "Falls das mit dem ERC nichts werden sollte", so De Lapuente nun, "wäre so eine Kalthalle bei dieser Förderung für uns selbst durchaus interessant." Viele Sportler würden nicht wegen der Wärme in die große Sporthalle umsiedeln, sondern wegen des Wetterschutzes - "im Winter sind wir dann dort überbelegt." Vor Wetter geschützt könnten aber etwa seine Lacrosser oder auch Fußballer durchaus draußen in der Freilufthalle trainieren und damit, so schätzt der Vereinschef, "20 bis 25 Prozent Hallenkapazität freimachen. Die kann ich wieder anders belegen Das ist der Reiz". Mit dem Vorstoß rennt man bei ihm und anderen also offene Türen ein.