Aktivisten äußern sich
Straßenschilder in Ingolstadt überklebt: Namen von Personen mit NS-Bezug verdeckt

08.05.2024 | Stand 09.05.2024, 19:42 Uhr

Mehrere Straßen im Stadtgebiet wurden von Aktivisten überklebt. Sie trugen daraufhin die Aufschrift „Höllenrainerstr.“. Gemeint ist das NS-Opfer Hugo Höllenreiner (1933 bis 2015), dessen Familie sich allerdings nicht mit a schreibt. Foto: Häußler

Aktivisten haben in der Nacht auf Mittwoch in Ingolstadt fünf Schilder mit Straßennamen überklebt. Die Mitglieder des Offenen Antifaschistischen Treffens haben sich in einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt, zu der Aktion geäußert.



Der Zeitraum sei nicht zufällig gewählt, heißt es da. Denn es handle sich hierbei um Schilder, die Namen von Persönlichkeiten tragen, die einen Bezug zum Nationalsozialismus aufweisen würden.

Daher sei der Protest zum 8. Mai, dem Tag der Befreiung, erfolgt. Über mehrere Schilder in den Straßen haben die Aktivisten „Höllenrainerstr.“ geklebt (ein Schreibfehler, der Familienname lautet Höllenreiner).



Mit ihrer Aktion prangern sie laut eigener Aussage die „anhaltende Diskriminierung von Sinti und Roma“ an. Hugo Höllenreiner, ein Ingolstädter Sinto, wurde aufgrund seiner Herkunft von den Nationalsozialisten verfolgt und als Kind in ein Konzentrationslager deportiert. Er überlebte und leistete nach 1945 „wichtige Erinnerungsarbeit“, so die Aktivisten weiter.

Diese Straßen haben die Aktivisten ausgewählt



Bei den überklebten Straßenschildern handelt es sich um die Porschestraße, die Möldersstraße, die Sambergerstraße, die Hindenburgstraße sowie die Leharstraße.

Die Polizei hat aufgrund einer Anfrage des DONAUKURIER den Staatsschutz eingeschaltet. Die Beamten würden nun einen „staatsschutzrechtlichen Hintergrund“ prüfen, so eine Beamtin der Polizeiinspektion Ingolstadt im Gespräch. Zudem werde eine Streife die Straßen anfahren. „Die Frage ist auch, ob es sich hierbei um eine Sachbeschädigung handelt“, so die Polizistin weiter.

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Umbenennung in mehreren Städten diskutiert



Die Umbenennung beispielsweise der Möldersstraße im Südwesten wurde bereits in der Vergangenheit diskutiert. Nicht nur in Ingolstadt. In mehreren deutschen Städten ist der NS-Pilot, der bis 2005 auch Namensgeber des Jagdgeschwaders der Luftwaffe in Neuburg gewesen ist, mit einer Straße verewigt.

Derzeit gibt es zum Beispiel eine entsprechende Debatte in der ehemaligen Bundeshauptstadt Bonn.