„Hitzesommer ausgeblieben“
Aiwanger sorgt mit Klima-Tweet für Empörung: „Bayern kann einem leid tun“

26.07.2023 | Stand 13.09.2023, 5:19 Uhr

Auf einen Tweet von Hubert Aiwanger (Freie Wähler) zum aktuellen Regenwetter in Bayern reagierte unter anderem Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. −Fotos: dpa / Screenshot Twitter

Trübes Wetter in Bayern: „Was nun?“, fragte sich Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) – und setzte bei Twitter einen Beitrag ab, in dem er vor Klima-„Panik“ warnte. Bundespolitiker und Naturschützer reagieren empört.



Der Sommer legt aktuell eine Pause ein. Zeit, um ein Klima-Fazit zu ziehen, dachte sich Freie-Wähler-Chef Aiwanger am Dienstag: „Der im Frühjahr vorausgesagte/vermutete Hitzesommer in Deutschland ist bisher ausgeblieben“, schrieb er bei Twitter und verwies auf das trübe und regnerische Wetter in den vergangenen Tagen. Nachts sei es für Juli relativ kühl. Also: „Keine Panik verbreiten!“ Vielmehr müsse man „systematisch an den Klimaherausforderungen arbeiten“, so Aiwanger. Dazu teilte er eine Wetterprognose zu einem baldigen Wintereinbruch in den Hochalpen.



Am Mittwoch legte Aiwanger nach: Das Gewitter, das zum Auftakt der Bayreuther Festspiele über Oberfranken zog, bezeichnete Aiwanger als „sehr schön“. Der liebe Gott lasse es regnen. Zu einem Beitrag über Schnee in den Allgäuer Bergen, twitterte er: „Nein liebe Grüne, das waren nicht meine Schneekanonen, das war Mutter Natur.“

Hubert Aiwangers Wetter-Tweets: Gegenwind aus der Politik



Nicht nur in den Kommentaren unter den Tweets bekam Aiwanger heftigen Gegenwind. Karl Lauterbach (SPD) fand den Beitrag zum ausgebliebenen Hitzesommer „unglaublich“. Ein paar Tage „trübes Wetter“ im Sommer und schon werde der Klimawandel relativiert, schrieb der Bundesgesundheitsminister. „Bayern kann einem leid tun so regiert zu werden.“

Eine „Verachtung der Realität“ warf Bodo Ramelow (Linke) Aiwanger vor. „Klimawandel? Gibt es nicht, denn in Bayern regnet es, sagt Hubert Aiwanger und meint das ernst“, schrieb Thüringens Ministerpräsident. Martin Stümpfig,Klimaschutzexperte der Grünen im Landtag, hielt Aiwanger den aktuellen Lagebericht des Landesamts für Umwelt entgegen. Von einem zu trockenen und zu warmen Sommer ist da die Rede.

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Der Bund Naturschutz in Bayern warf Aiwanger vor, mit dem derzeitigen Wetter „zynisch“ gegen die Dramatik der fortschreitenden Klimaerhitzung zu argumentieren. In anderen Ländern Europas gebe es gerade heftige Waldbrände, extreme Hitze oder Starkregenereignisse. „Vielleicht noch mal Unterschied Wetter/Klima googeln“, so der Rat der Naturschützer.

Gegenüber dem BR wies Aiwanger die Vorwürfe zurück. Sie würden ihn nicht interessieren, erklärte er. Den Menschen würde immer der Weltuntergang „vor die Haustür diskutiert“ – „und wenn er bei der Haustür rausgeht, dann regnet's.“ Er sehe absolut keinen Hitzesommer, schließlich hätte es heute im Allgäu geschneit und die Damen in Bayreuth gefroren.