Eine Bereicherung für die Gesellschaft
Abend des Ehrenamtes: Stadt Ingolstadt würdigt langfristiges Engagement und kündigt Hilfe für Vereine an

08.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:50 Uhr

Mehrere Hundert ehrenamtlich Aktive aus Ingolstadt hörten im Festsaal den Ausführungen von Vereinscoach Michael Blatz zu. Fotos: Brandl

Bei dem Begriff Vereinscoach mögen viele zunächst an schillernde Trainernamen aus dem Fußballgeschäft denken. An Urs Fischer vielleicht, der den 1. FC Union Berlin in ungeahnte Höhen der Ersten Bundesliga führte. Oder an Julian Nagelsmann.

Der Coach des FC Bayern München hätte am Abend des Ehrenamtes am Donnerstag im Festsaal des Stadttheaters sicher Spannendes darüber zu berichten gehabt, wie er seine Rasenstars nach einer kurzzeitigen Formflaute wieder auf die Stollen gestellt hat. Michael Blatz hingegen coacht keine Elitekicker, sondern Vorsitzende und Führungskräfte in Vereinen und gemeinnützigen Initiativen, wie es sie in nahezu jedem Ort gibt – vom Trachtenverein und dem Tennisklub über die Schülerhilfe bis zum Freiwilligennetzwerk. Die meisten davon würden ohne Mitglieder, die sich langfristig ehrenamtlich in die Vereinsarbeit einbringen, nicht existieren können. Doch gerade diese Leute sind immer schwieriger zu finden. Dabei steht und fällt mit ihnen zweifellos eine elementare Stütze der Gesellschaft.

Das weiß man auch bei der Stadt Ingolstadt. Sie widmet den Ehrenamtlichen deshalb seit einigen Jahren einen besonderen Abend. „Sie leisten eine Aufgabe für das Gemeinwohl, die von unschätzbarem Wert ist, und das ohne Bezahlung – das bereichert die Gesellschaft“, sagte Oberbürgermeister Christian Scharpf (SPD) in seiner Begrüßung vor Ehrenamtlichen und Zuhörern aus der Stadtpolitik.

Bereits 3000 Bürger haben Ehrenamtskarte

Ein Indiz für das große Engagement in der Schanz ist demnach die Bayerische Ehrenamtskarte. Rund 3000 Bürger hätten sie bisher erhalten. „Eine stolze Zahl“, so Scharpf. Der Rathauschef sprach auch offen Gründe an, die es heutzutage erschwerten, Menschen für ein längeres ehrenamtliches Engagement zu gewinnen. Er nannte die Verdichtung der Lebens- und Arbeitswelt, häusliche Pflichten wie die Pflege Angehöriger und den Ganztagsunterricht. Gerade vor diesem Hintergrund sei die Nachwuchsgewinnung wichtig, so der OB. Deshalb habe die Stadt heuer erstmals eine Auszeichnung für den ehrenamtlichen Nachwuchs initiiert. Zudem habe man 2021 in Kooperation mit der Freiwilligenagentur das Freiwilligenzentrum im Bürgerhaus Alte Post an der Kreuzstraße 12 ins Leben gerufen. Die Plattform solle dazu beitragen, ehrenamtliches Engagement besser miteinander zu vernetzen und sichtbarer zu machen. Scharpf kündigte außerdem an, die Stadt wolle Vereinen und sozialen Institutionen, die unter der Energiekrise leiden, durch den Winter helfen. Dafür erhielt er spontan Applaus.

Eva Gottstein (FW), Ehrenamtsbeauftragte der Bayerischen Staatsregierung, dankte den Ehrenamtlichen auch im Namen von Ministerpräsident Markus Söder (CSU). „Sie sind der Kitt der Gesellschaft und Vorbild für andere. Ohne Sie könnten wir nicht auf eine so bunte Vereinslandschaft blicken“, würdigte sie die Arbeit der Menschen. Auch Gottstein thematisierte Hürden bei der langfristigen Bindung von Ehrenamtlichen. Zu oft stehe aber auch vermeintlich Negatives, die Vereinsarbeit betreffend, im öffentlichen Fokus, kritisierte sie. Sie wolle deshalb heute das Positive hervorheben. Dazu gehöre, dass 41 Prozent der bayerischen Bevölkerung ein Ehrenamt ausübten. „Das ist rund ein Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt“, sagte Gottstein. Die größte Gruppe bildeten dabei die 30- bis 45-Jährigen, gefolgt von den Jugendlichen und den über 65-Jährigen.

Wie kann die Stadt die Vereine besser unterstützen?

Es bleibt also noch Potenzial für Michael Blatz, der anschließend einen Impulsvortrag über die Gewinnung und Bindung von Vereinsmitgliedern hielt. „Corona hat Menschen von den Vereinen entfremdet und viele Vereine vor das Aus gestellt. Wenn es Ihnen gelingt, Menschen eine Heimat zu bieten, ist viel gewonnen“, sagte er. Auch die Stadt wollte konkret wissen, wo bei den Vereinen der Schuh drückt.

Der Auftritt von Blatz war deshalb mit einer Befragung verknüpft. Darin ging es unter anderem darum, wie die Stadt Vereine künftig noch besser unterstützen kann.

DK