Ab Morgen wird es Ernst in Ingolstadt

Weil der Inzidenzwert nachhaltig über der ersten Warnstufe (35) liegt, werden die Corona-Schutzmaßnahmen ab Samstag drastisch verschärft

16.10.2020 | Stand 16.10.2020, 21:54 Uhr
Pk −Foto: Schmatloch

Weil der Inzidenzwert nachhaltig über der ersten Warnstufe (35) liegt, werden die Corona-Schutzmaßnahmen ab Samstag drastisch verschärft

(ty) Ab Morgen wird es Ernst in Ingolstadt. Weil der Inzidenzwert der Stadt mit aktuell 42,94 nachhaltig über der ersten Warnstufe (35) liegt und sogar stramm auf die höchste Stufe von 50 zuzugehen scheint, werden die Corona-Schutzmaßnahmen ab Samstag drastisch verschärft, wie die Stadt heute im Rahmen einer Pressekonferenz bekanntgab. Das betrifft zuvorderst – und gemäß dem Erlass des bayerischen Kabinetts – die Maskenpflicht, die ab morgen in weiten Teilen der Innenstadt auch im Freien gilt, und die Sperrstunde in der Gastronomie, die ab 23 Uhr die Lokale leerfegen wird. Doch es gibt noch weitere Einschränkungen, was zum Beispiel die erlaubten Kontakte betrifft. Alle diese Maßnahmen gelten zunächst bis 28. Oktober. Es sei denn, was nicht so unwahrscheinlich ist, der Inzidenzwert reißt die Marke von 50 und die Corona-Ampel, die für Ingolstadt noch auf Gelb steht, schaltet auf Rot. Dann wird es noch einmal spürbar rigider, was die Schutzmaßnahmen betrifft.

Sowohl Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll als auch Rechtsreferent Dirk Müller ließen bei der Vorstellung der Maßnahmen keinen Zweifel daran, dass die Lage ernst ist. „Es könnte jetzt die letzte Chance sein, einen Lockdown zu verhindern“, meinte Deneke-Stoll. Und Müller sieht Ingolstadt an einem Wendepunkt angekommen.

Ausweitung der Maskenpflicht
Eine generelle Maskenpflicht gilt am Morgen von 7 bis 24 Uhr auch auf stärker frequentierten Plätzen im Freien. In der Ingolstädter Innenstadt sind diese im Bereich der Achse Donaustraße – Rathausplatz – Moritzstraße – Am Stein – Harderstraße (bis Ecke Auf der Schanz/Dreizehnerstraße), der Achse Kreuztor – Kreuzstraße – Theresienstraße – Ludwigstraße – Paradeplatz, sowie in der Dollstraße und Milchstraße.

Darüber hinaus muss die Maske vor Schulen, Bildungseinrichtungen und öffentlichen Gebäuden getragen werden, sowie in den Einrichtungen des öffentlichen Personennahverkehrs, insbesondere an Busbahnhöfen, Bushaltestellen, Bahnhöfen und Bahnhalten.

Es gilt eine generelle Maskenpflicht im Unterricht in den Schulen (außer Grundschulen), Bildungseinrichtungen sowie Bildungsstätten. Die generelle Maskenpflicht gilt auch in öffentlichen Gebäuden, soweit das Infektionsrisiko nicht durch organisatorische oder hygienetechnische Maßnahmen weitestgehend reduziert werden kann.

Ferner gilt die generelle Maskenpflicht auch für Zuschauer bei sportlichen Veranstaltungen wie den Heimspielen des FC 04 sowie auf Tagungen, Kongressen, Messen und in Kulturstätten. Beispielsweise im Theater, im Kino oder auch in der Halle neun.

„Es wird eine Maskenpflicht überall dort eingeführt, wo Menschen dichter und/oder länger zusammenkommen“, so der städtische Rechtsreferent Dirk Müller. Infolgedessen gelte überall dort, wo ein Mindestabstand zwischen zwei Personen von 1,5 Metern nicht eingehalten werden kann, eine Maskenpflicht.

Sperrstunde ab 23 Uhr
Es wird eine Sperrstunde in der Gastronomie ab 23 bis 6 Uhr eingeführt. Ab 23 Uhr darf zudem an Tankstellen kein Alkohol mehr verkauft werden. Auf öffentlichen Plätzen besteht ab 23 Uhr Alkoholverbot.

Kontaktbegrenzung
Private Feiern und Kontakte werden auf zwei Hausstände oder maximal 10 Personen begrenzt. Die jeweils verantwortlichen Gaststättenbetreiber sind verpflichtet, die erweiterten Kontaktbeschränkungen entsprechend zu berücksichtigen und ihren Gaststättenbetrieb entsprechend zu organisieren.

Überall an den genannten Achsen werden Hinweisschilder aufgestellt, um die Bürger auf die neuen Regelungen aufmerksam zu machen. „Aber wir werden nicht gleich die große Keule auspacken“, sagt Müller und meint damit, dass gerade am Anfang nicht jeder Verstoß sofort geahndet werde. Mit Augenmaß vorzugehen hat sich die Stadtverwaltung vorgenommen. Dennoch wird es Kontrollen geben, nicht zuletzt, was die Einhaltung der gastronomischen Sperrstunde betrifft.

Bislang, so die kommissarische Leiterin des Gesundheitsamtes, Astrid Grundbrecher, lasse sich in Ingolstadt kein Hotspot ausmachen, was die Verbreitung des Virus betrifft. Doch trügen Reiseheimkehrer einen erkennbaren Anteil an den Neuinfektionen bei.

In der möglichst weitreichenden Befolgung der jetzt gültigen Maßnahmen und der damit verbundenen Disziplin liegt nicht nur für Ingolstadt die Chance, die viel zitierte zweite Corona-Welle im Zaum zu halten. Das beschwor auch Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll: „Analog zum generellen Infektionsgeschehen hat das Corona-Virus auch Ingolstadt wieder fester im Griff. Ich bitte daher alle Ingolstädter eindringlich darum, die nun getroffenen Maßnahmen zu beachten und einzuhalten. Oberstes Ziel muss es sein, dass die Kontakte von Infizierten weiterhin nachverfolgt werden können und eine Überlastung des Gesundheitssystems vermieden wird. Es ist die Aufgabe eines jeden Einzelnen, dafür zu sorgen, dass wir in Ingolstadt nicht über die kritische Marke von 50 oder höher kommen und stärkere Einschnitte notwendig werden,“ betonte sie bei der Pressekonferenz.

Im Westpark gilt bereits eine Maskenpflicht. Centermanager Frank Hausschmid betont, dass das Hygienekonzept des Einkaufszentrums für alle Eventualitäten ausgearbeitet sei. Damit seien auch bei einer möglichen Sieben-Tage-Inzidenz von 50 keine weiteren Vorkehrungen zu erwarten. Man lasse weiterhin nur die vorgeschriebene Höchstzahl von 3200 Besuchern in das Einkaufszentrum. Eine Veränderung wird es aber aufgrund der zu erwartenden erhöhten Besucherfrequenz am Wochenende geben: „Wir setzen ab Samstag mehr Security-Personal ein“, kündigt Hausschmid an.