Ab Juli nur noch ein größeres Corona-Testzentrum

Stadt will Strukturen der entspannteren Lage anpassen - Bis September 50 Prozent der Bürger zweifach geimpft?

10.06.2021 | Stand 10.06.2021, 7:32 Uhr
Test −Foto: Hauser

Stadt will Strukturen der entspannteren Lage anpassen - Bis September 50 Prozent der Bürger zweifach geimpft?

Von Bernd Heimerl

Die Stadtspitze geht davon aus, dass sich die lokale Corona-Lage in den Sommer hinein weiter entspannt. Sie wird deshalb mit Auslaufen der Verträge mit den Betreibern der drei großen Teststationen (Stadttheater, Auf der Schanz und Geisenfelder Straße) Ende Juni wahrscheinlich zwei dieser Einrichtungen schließen.

Das hat Rechtsreferent Dirk Müller am Dienstagabend in der Brandschutzkommission des Stadtrates angekündigt, wo er einige generelle Anmerkungen zur weiteren örtlichen Corona-Strategie machte. FW-Stadträtin Angela Mayr hatte eine entsprechende Anfrage zu den Stationen gestellt.

Wie Müller sagte, hoffe man in der Verwaltung auf eine "weitere Phase der Lockerung" ab diesem Samstag, sofern der Inzidenzwert für die Stadt bis dahin unter 50 geblieben sein sollte. Vor einem solchen Hintergrund könne man wohl davon ausgehen, dass auch die bisherigen Testkapazitäten nicht mehr vorgehalten werden müssten. Es spielten aber auch "wirtschaftliche Aspekte" eine Rolle.

Welche der drei bislang für die Stadt tätigen Hilfsorganisationen - BRK, Johanniter und Malteser - die ab Anfang Juli verbleibende alleinige größere Teststation dann betreiben wird, ist laut Müller noch nicht entschieden. Das dürfte Aufgabe der nun eingesetzten verwaltungsinternen Corona-Koordinierungsgruppe sein, die an die Stelle des mit Aufhebung des Katastrophenfalls in Bayern überflüssig gewordenen größeren Krisenstabes treten wird. Ebenso war im Sommer 2020 verfahren worden, als die Infektionszahlen in der Stadt recht überschaubar waren.

Bei der Entscheidung über den künftigen Betreiber des alleinigen Testzentrums werde man sicher Augenmaß zeigen und sinnvoll abwägen, so Müller. Es sei dabei auch zu beachten, wie die bislang beteiligten Organisationen auch sonst in die örtlichen Strukturen eingebunden sind.

Die Aktivitäten der derzeit 18 im Stadtgebiet aktiven kleineren privatwirtschaftlichen Teststationen sind von der Entscheidung der Stadt nicht berührt - diese Betreiber dürften so lange weitertesten, wie es sich für sie wirtschaftlich rechnet. Betrugsfälle, wie sie teils in anderen Städten und Bundesländern bei solchen Anbietern aufgedeckt worden sind, haben sich laut Rechtsreferent bei den Kontrollen durch das Gesundheitsamt in Ingolstadt bislang nicht ergeben.

Dirk Müller und auch Bürgermeisterin Dorothea Deneke-Stoll bedankten sich in der Kommission bei allen Kräften, die in den vergangenen Monaten an welcher Stelle auch immer im Stadtgebiet bei der Bewältigung der zweiten und dritten Coronawelle mitgeholfen haben. Müller kündigte auch an, dass die Stadt alles daransetze, im Juli und im August noch einen großen Wurf bei den Zweitimpfungen hinzubekommen. Ziel sei eine komplette Durchimpfung der Hälfte der Einwohner und eine damit hoffentlich verbundene gewisse Herdenimmunität der Ingolstädter Bevölkerung. Grundsätzlich müsse aber eingestanden werden, dass beim Zufluss von Impfstoff "der Kuchen nicht größer" werde.

SPD-Stadtrat und Arzt Anton Böhm kritisierte in der Kommission abermals das wählerische Verhalten etlicher älterer Bürger, die unbedingt auf Impfungen mit mRNA-Vakzinen bestünden, obwohl ihnen womöglich eher lieferbare Vektorpräparate genauso gut bekämen. Böhm: "Die wollen lieber auf einen bestimmten Impfstoff warten - und dieses Warten bedeutet ein Risiko!"

An diesem Donnerstag will sich die Corona-Koordinierungsgruppe mit der Maskenpflicht in der Innenstadt beschäftigen. Die Pflicht, eine Mund-Nasen-Bedeckung in Teilen der Innenstadt zu tragen, war erst am Sonntag um vier Wochen verlängert worden. In München, Augsburg und Regensburg sind die entsprechenden Regelungen bereits aufgehoben worden.

"Selbstverständlich verfolgt die Stadt die aktuelle Entwicklung des Infektionsgeschehens und bewertet, ob eine Aufhebung der Maskenpflicht möglich und geboten ist", so Pressesprecher Klarner. Er verweist auf die niedrigeren Inzidenzen in den genannten anderen Städten. Bleibt die Entwicklung der Fallzahlen auf dem derzeitigen Kurs, "wäre eine Entscheidung zur Maskenpflicht für die nächsten Tage zu erwarten", kündigte Klarner an.