Eine Handvoll Grüner auf dem "Holzweg"

08.06.2014 | Stand 09.10.2019, 3:50 Uhr

Ein paar Fraktionsmitglieder machten sich heute Vormittag auf die Suche nach Bio-Essen auf dem Volksfest (ty) „Die kennt‘s glei, die sa an weng kloana“, meinte der Ober im Herrnbräu-Zelt, als die Delegation der Grünen sich heute Vormittag Bio-Hendl bestellte. Dafür aber deutlich teurer.

Ein paar Fraktionsmitglieder machten sich heute Vormittag auf die Suche nach Bio-Essen auf dem Volksfest

(ty) „Die kennt‘s glei, die sa an weng kloana“, meinte der Ober im Herrnbräu-Zelt, als die Delegation der Grünen sich heute Vormittag Bio-Hendl bestellte. Dafür aber deutlich teurer. Denn während das normale für 8,60 Euro über den Tresen wandert, muss man für die biologische Schwester 14,50 Euro berappen. Und dieses Hendl ist zudem eine der wenigen Möglichkeiten, auf dem Volksfest mit Bio-Produkten satt zu werden. Nachdem es einen zwei Jahre alten Stadtratsbeschluss in Ingolstadt gibt, demzufolge auf den Volksfesten auch biologische Produkte angeboten werden sollen, machten die Grünen heute die Probe aufs Exempel. Und es sieht nicht gut aus.

Zur Chefsache hatten die Grünen diesen Volksfestrundgang der besonderen Art auch nicht gerade gemacht. Weder die Fraktionsvorsitzende Petra Kleine war dabei, noch Rupert Ebner, der Umweltreferent in spe. Und so tingelte denn die Truppe um Stadtrat Christian Höbusch über die Schanzer Wiesn, um sich mit ein paar wenigen Stichproben einen Überblick zu verschaffen über die Angebote mit dem Siegel „Bio“. Ein echter Überblick wurde es deswegen auch nicht. Denn an gerade mal vier Stationen machten sich die Grünen schlau.

Und an einer davon, der Fischbraterei, gibt es angeblich sogar biologische Makrelen mit dem Qualitätssiegel „MSC“, Marine Stewardship Council. Das ist eine internationale, unabhängige und gemeinnützige Organisation, die dieses Siegel vergibt für Fisch aus zertifizierter, nachhaltiger Fischerei. Und dieses Siegel sollen die Makrelen auf dem Ingolstädter Volksfest haben. Den Beweis dafür, den allerdings blieb der Inhaber der Braterei dann doch schuldig. Denn er konnte das Siegel gerade nicht finden.

Und ob einer der Grünen die Echtheit des Zertifikates hätte überprüfen können, wäre es denn da gewesen, das steht auf einem ganz anderen Blatt. Denn Christian Höbusch hatte erst einmal gehofft, die Fische trügen das Siegel „FSC“. Das jedoch ist ein Siegel für Holzprodukte und würde voraussetzen, dass die Makrelen im Wald wachsen. Was auch wiederum irgendwie verdächtig wäre.

Gottlob hatte sich Slow-Food-Experte Michael Olma dem Rundgang angeschlossen. Und der ist auf diesem Gebiet in der Tat ein Profi. Für ihn macht der Ingolstädter Stadtratsbeschluss von 2012 als bloße Empfehlung überhaupt keinen Sinn. So etwas müsse verpflichtend sein, meint er. Und dass so etwas funktioniere, zeige sich am Münchner Oktoberfest ebenso wie bei Tollwood-Festival. „Man muss es wollen.“

Christian Höbusch will auf der Basis der heutigen Erfahrungen einen Antrag im zuständigen Ausschuss stellen, dass man das Angebot an Bioprodukten für die Beschicker des Volksfestes verpflichtend macht.

Der Preis jedoch dürfte ein Problem werden. „Das ist ja genau der Punkt“, meint Michael Olma, „die Leute wollen immer Bio, wollen aber nicht mehr bezahlen. Das stirbt schon im Startblock. So läuft das nicht.“ Slow Food trage ja gerade deswegen den Namen, weil man den Tieren eine längere Aufzucht zugestehe. Und ein besseres Leben. Und das koste nun mal Geld.

Na ja, nicht unbedingt. Denn für die Biohendl beim Lorenz Stiftl hatten sich die Grünen mit Gutscheinen bewaffnet. So fällt es nicht weiter auf, dass das halbe Hendl eben keine 8,60 Euro, sondern 14,50 Euro kostet.