Selbsthilfegruppe für Angehörige von Verschwörungsanhängern
„Was sind deine Ängste?“

26.01.2022 | Stand 26.01.2022, 7:58 Uhr
Corona −Foto: Frank Rumpenhorst/dpa

Der eine hat Angst vor einer Corona-Infektion und begrüßt die Maßnahmen, die andere wittert Zustände wie in einer Diktatur - die durch Verschwörungsglauben aufgerissenen Gräben ziehen sich auch durch Familien und Freundeskreise. In Erlangen trifft sich von Mittwoch an eine Selbsthilfegruppe für Angehörige von Verschwörungsanhängern. Um die zehn Menschen hätten sich für die Gruppe mit dem Titel „Verquerte Welt - Leben mit Verschwörungsanhängern“ angemeldet, sagte die Geschäftsführerin der Kontakt- und Informationsstelle Selbsthilfegruppen (kiss) Mittelfranken, Elisabeth Benzing.

In der Gründungsphase sei eine Sozialpädagogin dabei, dann soll sich die Gruppe im Zwei-Wochen-Rhythmus auf eigene Faust treffen. Benzing selbst hatte bereits im November 2020 eine ähnliche Gruppe gegründet. Das Bemühen in der Gruppe sei gewesen, nach Möglichkeiten zu suchen, den Dialog aufrecht zu erhalten, sagte sie. Ein gangbarer Weg sei etwa, sich auf der emotionalen Ebene zu begegnen: „Was sind deine Ängste, was sind meine Ängste?“

Hilfreich könne auch sein, bestimmte Themen auch mal auszuklammern und zu sehen, wo man eben noch gut zusammenkommen könne. Teils hätten Betroffene in der Gruppe den Kontakt aufrechterhalten können. Aber: „Da gab's auch richtige Brüche“, berichtete sie.

Während sich bei einer vergangenen Woche durchgeführten Yougov-Umfrage insgesamt fast 70 Prozent der Befragten in Deutschland dafür aussprachen, die derzeitigen Corona-Maßnahmen beizubehalten oder sogar zu verschärfen, tragen andere ihren Protest Woche für Woche auf die Straße. In Bayern gab es am Montagabend laut Innenministerium rund 150 solcher Versammlungen mit rund 67 000 Teilnehmern. (dpa)