Terroristischer Angriff
Moskau: 115 Tote und etwa 145 Verletzte – IS reklamiert Anschlag für sich

23.03.2024 | Stand 23.03.2024, 15:21 Uhr

Nach einem Anschlag in der Crocus City Hall in Moskau haben Einsatzkräfte versucht das Feuer zu löschen. Bei dem Anschlag, den der Islamische Staat für sich reklamierte, starben 93 Menschen und 145 Menschen wurden verletzt. − Foto: Dmitry Serebryakov/dpa/AP

Am Freitagabend ist in einem Konzertsaal am Rande der russischen Hauptstadt ein „blutiges terroristisches Attentat“ verübt worden. Nach Behördenangaben sind bei dem Anschlag 115 Menschen getötet und etwa 145 Menschen verletzt worden. Die Hintergründe sind unklar, auch wenn sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag bekannt hat.



Die Opfer des Anschlags seien bis zum Samstagmorgen alle aus dem Gebäude gebracht worden, meldete die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass unter Berufung auf einen Korrespondenten am Ort des Geschehens. Am Freitagabend waren in der Crocus City Hall nach Behördenangaben 115 Menschen getötet und etwa 145 Menschen verletzt worden, als mehrere Bewaffnete um sich schossen. Es sei damit zu rechnen, dass sich diese Zahl noch erhöhen werde.

Die Hintergründe sind unklar, auch wenn sich die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) zu dem Anschlag bekannt hat. Nach den Tätern wurde nachts gesucht, ohne dass es neue Informationen gab. Bei dem Terroranschlag sind auch mindestens drei Kinder getötet worden. Das teilte das Gesundheitsministerium des Moskauer Gebiets am Samstagmorgen mit. Demnach starben im Krankenhaus fünf Menschen an ihren Verletzungen, darunter die drei Kinder. Die Behörde rief die Menschen auf, Blut für die Verletzten zu spenden. Es wurden mehrere Stellen dafür eingerichtet.

Ermittler finden Waffen und Munition



Ermittler haben Waffen und Munition in dem Gebäude sichergestellt. Das zeigte ein kurzes Video, dass vom Staatlichen Ermittlungskomitee Russlands am frühen Samstagmorgen veröffentlicht wurde. Zu sehen waren eine Maschinenpistole vom Typ Kalaschnikow und Gurte voller Magazine. Tütenweise sammelten die Ermittler die Hülsen verschossener Patronen ein.

Einsatzkräfte löschen Brand



Feuerwehrleute kämpften über Stunden gegen ein Feuer in dem riesigen Gebäude, das auf fast 13.000 Quadratmetern Fläche brannte. Nachdem es zunächst geheißen hatte, das Feuer sei unter Kontrolle, zeigten sich morgens erneut offene Flammen, wie Tass meldete. Sie schlugen aus dem Gebäudeinneren und waren auf dem Dach klar zu sehen. Die Feuerwehr löschte mit Wasser von außen. Löschhubschrauber, die anfangs im Einsatz waren, seien aber abgezogen worden.

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Crocus City mit Konzert- und Veranstaltungshallen sowie einem Einkaufszentrum liegt direkt am Stadtrand von Moskau in der Stadt Krasnogorsk.

USA und Ukraine weisen Verwicklung von Ukraine in Anschlag zurück



In dem Veranstaltungszentrum am Moskauer Stadtrand waren dutzende Menschen getötet und mehr als 100 Menschen verletzt worden, als mehrere Bewaffnete wild um sich schossen. Für die Ukraine, die sich seit zwei Jahren gegen einen russischen Angriffskrieg wehrt, wies das Außenministerium in Kiew jeden Verdacht auf eine Verantwortung zurück. Die USA mahnten in einer ersten Reaktion ebenfalls, keinen Zusammenhang mit der Ukraine herzustellen.

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„Es gibt keine Hinweise darauf, dass die Ukraine oder Ukrainer mit den Schüssen zu tun hatten“, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats der USA, John Kirby, in Washington. Die USA hatten zuletzt vor einem möglichen Terroranschlag in Russland gewarnt.

Kritik an USA aus Moskau



Das russische Außenministerium hat kritisiert, dass die USA sehr schnell die Ukraine als möglichen Drahtzieher des Anschlags auf die Moskauer Konzerthalle entlastet haben. Es werfe Fragen auf, wenn die USA bereits solche Schlussfolgerungen zögen, während die Tragödie noch im Gang sei. Das sagte die Sprecherin des Ministeriums, Maria Sacharowa, am Freitagabend im russischen Fernsehen. „Wenn die USA oder ein anderes Land verlässliche Fakten hat, sollten sie diese der russischen Seite zukommen lassen.“ Wenn es solche Fakten nicht gebe, hätten weder das Weiße Haus noch sonst jemand das Recht, vorab eine Absolution zu erteilen, sagte Sacharowa.

Islamischer Staat reklamiert Anschlag für sich



Die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) reklamierte auf einem ihrer Kanäle den Anschlag für sich. Experten halten das Bekennerschreiben für echt. Trotzdem sind die Hintergründe noch völlig unklar. Die russischen Behörden ermitteln wegen Terrorismus.

− dpa/afp